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Doppelt und auf längere Zeit betroffen

HINTERGRUND / BILDUNGSHÄUSER

22/04/30 Ganz schwer abzuschätzen sind die gegenwärtigen Einschränkungen des schulischen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens auch auf die Erwachsenenbildung. Man braucht kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass für viele Menschen andere Dinge Priorität haben werden. – Am Beispiel des Salzburger Bildungszentrums St. Virgil.

Von Reinhard Kriechbaum

Im diözesanen Bildungshaus bietet man – zusätzlich zu den vielen überregionalen Frendveranstaltungen – im Jahr rund vierhundert eigene Bildungsveranstaltungen an. „Die Absagen nun betreffen die veranstaltungsintensivsten Monate des Jahres“, erklärt Maria Schwarzmann, Pressesprecherin von St. Virgil, auf Nachfrage des DrehPunktKultur. „Unter den aktuellen Absagen sind auch viele Seminarreihen, Lehrgänge und Universitätslehrgänge.“

Für diese gelte es nun Ersatztermine zu finden. „Dabei gibt es viel zu organisieren, hängen bei einem Lehrgang oft auch bis zu fünfzig Vortragende dran, mit denen nun neue Termine abgestimmt werden müssen.“ Und natürlich muss auch die jeweilige Zielgruppe Zeit haben: „Gerade in unseren großen Lehrgängen Palliative Care und Early Life Care kommen viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem medizinischen Bereich und diese haben nun andere Verpflichtungen. Zahlreiche weitere Fortbildungen hängen mit Hospiz Arbeit, Freiwilligenarbeit, Pflege, Pädagogik und Ehrenamt zusammen. Für diese Personengruppen gilt das ebenso“, so Maria Schwarzmann.

„Bei allem bleibt die Unsicherheit, dass noch nicht klar ist, wann wieder an einen Normalbetrieb gedacht werden kann.“

Aktuell arbeitet man am nächsten Magazin. Es erscheint im Juni und beinhaltet die Veranstaltungen von Juli bis Dezember 2020. Die Arbeit sei geleitet von der Hoffnung, dass wieder vieles „normal“ ablaufen kann, erklärt Maria Schwarzmann – das sei auch die Hoffnung der über fünfzig anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von St. Virgil in den Abteilungen Gastronomie, Housekeeping, Hotel die seit Anfang April in Kurzarbeit sind. In einem „normalen“ Jahr betreuen sie über 35.000 Besucherinnen und Besucher.

Die Beschränkungen des Reise- und Veranstaltungsgeschehens haben also wohl noch lange schwerwiegende Folgen für die Bildungs-, Tagungs- und Jugendhäuser. „Alle Einnahmen fehlen, und die Bildungshäuser mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind angewiesen auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Unterstützung, damit ihr Überleben gesichert werden kann“, so die ARGE Bildungshäuser Österreich unlängst in einem Hilferuf an Bundesminister Heinz Faßmann.

Die Bildungshäuser aus den Verbänden des Forums Kath. Erwachsenenbildung in Österreich und der ARGE Bildungshäuser Österreich veranstalten gemeinsam fast 20.000 Veranstaltungen im Jahr und erreichen mehr als eine Million Teilnahmen jährlich. Man argumentiert jetzt auch mit dem Beitrag für die regionale Wertschöpfung in Form von regionaler Bildungsarbeit. Zudem seien die Bildungshäuser „bedeutende Arbeitgeber in ihren Regionen und für die regionale Infrastruktur“.

„Die Folgen werden bis Ende des Jahres und wahrscheinlich bis ins Frühjahr 2021 anhalten“, schreiben die beiden Bildungshaus-Dachverbände . „Der Grund liegt darin, dass Betriebe und Bildungsteilnehmende mit dem Wiederaufbau ihrer eigenen Existenzen zu kämpfen haben werden und daher Bildungsmaßnahmen hinten an stehen lassen werden.“

Bildungshäuser sind Bildungseinrichtungen mit eigener Beherbungsinfrastruktur. Die Situation treffe die Bildungshäuser daher doppelt, aufgrund ihrer Gemeinnützigkeit seien sie vom Verdienstentgang existentiell besonders betroffen und viele könnten nur Teile der aktuellen Sonderförderungen in Anspruch nehmen.

Gerade im Sommer wird das Salzburger Bildungshaus St. Virgil auch gerne von Festspielbesuchern als Hotel genutzt. „Da haben schon viele Gruppen abgesagt, sogar schon im Dezember fürs Salzburger Adventsingen“, weiß Maria Schwarzmann. Kein Wunder – diese Klientel zählt ja auch altersmäßig eher zur Corona-Risokogruppe.

www.virgil.at
Bild: St. Virgil

 

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