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Ein Spielball der Kulturpolitik

HINTERGRUND / KULTURPOLITIK / MARK

02/04/20 In Zeiten wie diesen ist freies Atmen sowieso verdächtig. Aber wenigstens das Salzburger Jugendkultur-Zentrum MARK kann seit einigen Tagen aufatmen. Die Jahresförderung durch die Stadt – immerhin 60.000 Euro – ist zugesagt.

Trotz des Budgetbeschlusses im vorigen Jahr wurden die Fördergelder der Stadt Salzburg im Frühjahr 2020 für das MARK unerwartet ausgesetzt. Vage Bedenken hatte hier plötzlich die Stadt-ÖVP geäußert, nämlich an der Auslastung und Öffnung der Räume für die freie Szene. Das MARK musste nun mehrere Monate um seine Existenz bangen, denn die 60.000 Euro werden dringend zum Begleichen der Miete der Räumlichkeiten in der Hannakstraße 17 benötigt. Nun hat der Stadtsenat am Montag (30.3.) die Fördergelder doch endgültig beschlossen.

Zwischen MARK und der Kulturabteilung der Stadt Salzburg wurde eine Vereinbarung getroffen. So soll künftig noch transparenter ersichtlich sein, wann und unter welchen Bedingungen die Räumlichkeiten (Proberaum, Tonaufnahmeraum, Konzertsaal etc.) für externe Nutzer aus der freien Kulturszene zur Verfügung stehen.
Geschäftsführer und künstlerischer Leiter Gerd Pardeller: „Schon bisher haben wir für unseren stark genutzten Bandproberaum auf der Homepage einen Kalender. Der Raum ist an sechs von sieben Abenden ausgelastet. Löcher gibt es verständlicher Weise an den Vormittagen. Wenn es für diese Zeiten noch interessierte Nutzerinnen und Nutzer gibt, freuen wir uns über Anmeldungen für die Zeit nach den Ausgangbeschränkungen.“

Klar sei aber auch, so Gerd Pardeller, dass das MARK für manche Gruppen kein passender Ersatz sein kann. „Für Tanz- oder Theatergruppen ist der Veranstaltungssaal mit seinen 110 Quadratmetern schlicht zu klein und auch zu niedrig.“ Hier werde sich die Stadt eine andere Lösung einfallen lassen müssen für jene Gruppen, die durch den abgeblasenen Ausbau der Rauchmühle zum Kulturzentrum nun ohne Probebühne dastehen.

Was Gerd Pardeller aber betont: Vielfalt in der freien Szene entstehe „fern von Formularen, Verträgen und Statistiken über Raumauslastungen“. Man werde in enger Absprache mit anderen Kulturbetrieben und nicht zuletzt mit dem Dachverband Salzburger Kulturstätten versuchen, ein Prozedere zu entwickeln, das einerseits die Fragen der Fördergeber berücksichtigt, andererseits die so wichtige Unabhängigkeit der Kultureinrichtungen stärkt.

Mit 14.000 Besucherinnen und Besuchern im Jahr und über 300 Künstlern und Künstlerinnen, überwiegend aus dem Raum Salzburg, ist das MARK schon lange keine kleine Kulturinitiative mehr. „The Merry Poppins und Steaming Satellites sind nicht nur FM4-Hörern bekannt, viele Leute kennen die Bands von ihren ersten Konzerten und Jamsessions im MARK“, erinnert der MARK-Leiter. „Die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Birgit Birnbacher hielt eine ihrer ersten Lesungen im MARK, bevor ihre Texte durch die Decke gingen.“

Es gehe im MARK aber nicht nur um die Entdeckung der großen Talente. Gerd Pardeller betont den „ganz alltäglichen Kulturgenuss und -Austausch, eng verflochten mit sozialen Aspekten und Aspekten des Empowerments“. Das MARK sei Begegnungsort unterschiedlichster Generationen aber auch Kulturen. „In zehn von zehn Punkten“ entspreche das MARK dem Kulturleitbild der Stadt, versichert Gerd Pardeller. „Dennoch – und das ist das Absurde an dieser Kulturstadt – ist das MARK immer wieder dazu gezwungen, um sein Überleben zu kämpfen.“ Die Förderung der Stadt werde jedes Jahr aufs Neue in Frage gestellt. Das MARK scheine „ungewollt zum parteipolitischen Spielball geworden zu sein.“

Die Fördersumme der Stadt ist übrigens in den letzten zehn Jahren nie erhöht worden. Deshalb sei man vom „fair pay-Modell“ weit entfernt, heißt es. Man strebe eine mittelfristige Fördervereinbarung über drei Jahre auch mit der Stadt an, wie es sie mit dem Land bereits gibt. „ Auch der Bund fördert seit 2018 das Kunst und Kulturprogramm im MARK mit“, sagt Pardeller. „Sollte da nicht die Stadt, in der das MARK Tag für Tag wirkt, endlich auch dessen Wert erkennen?“ (MARK/dpk-krie)

Bilder: www.marksalzburg.at

 

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