Aufrüttelnde Zahlen
COVID-19 / FREIE KULTURSZENE
03/04/18 In nur einem Monat ist bereits ein Schaden von mindestens 4,5 Millionen Euro entstanden, über 3.200 Beschäftigten droht die Erwerbsgrundlage wegzubrechen. Das ist der erste Befund der kürzlich von der IG Kultur Österreich durchgeführten ersten Datenerhebung zu den Auswirkungen der COVID-19-Maßnahmen auf die unabhängigen Kulturvereine und -einrichtungen.
386 unabhängige Kultureinrichtungen haben sich österreichweit an der Umfrage beteiligt. Dies bilde nur einen Bruchteil aller Kulturvereine und -einrichtungen ab, die österreichweit aktiv sind. „Aber die Daten werfen bereits ein eindrückliches Schlaglicht auf die massiven Auswirkungen, die COVID-19 auf die freie Kulturszene hat“, so Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich. Einige aufrüttelnde Zahlen:
Im ersten COVID-19 Monat, also von Beginn der Veranstaltungseinschränkungen am 10. März bis zum (vorläufigen) Ende des generellen Verbots am 13. April, beläuft sich der erwartete finanzielle Schaden auf über 4,5 Millionen Euro – alleine bei jenen Kultureinrichtungen, die bislang an der Erhebung teilgenommen haben.
Über die Hälfte von rund 4.000 vorgesehenen Veranstaltungen in diesem Zeitraum musste ersatzlos gestrichen werden, für etwa ein Drittel der geplanten Veranstaltungen wird versucht, einen Ersatztermin zu finden.
Über 3.200 Beschäftigte sind von den Einschränkungen unmittelbar betroffen, als Angestellte oder als Werkvertragsnehmer in den Kultureinrichtungen.
Bereits jetzt geben zehn Prozent der befragten Kulturvereine an, nicht mehr zahlungsfähig zu sein. Jede dritte Kultureinrichtung befürchtet, noch im Laufe des Aprils ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung in Zahlungsschwierigkeiten zu kommen. Hält die Situation unverändert an, verschärft sich klarer Weise die Lage: Ab Mai rechnet ein Drittel der Kultureinrichtung damit, nur mehr eingeschränkt zahlungsfähig zu sein, ein weiteres Viertel könnte überhaupt nicht mehr zahlungsfähig sein.
Sollte das Verbot gar bis Ende Juli gelten, so werden in Summe mehr als 10.800 Veranstaltungen ausfallen. Der befürchtete Schaden bis Ende Juli würde sich auf insgesamt 10,7 Millionen Euro belaufen.
Angesichts der aktuiellen Lage sehen sich die befragten Kulturvereine gezwungen, vor allem auf zwei Maßnahmen zu setzten: Zum einen die Reduktion der Aktivitäten (Einstellung weiterer geplanter Aktivitäten sowie längerfristige Absagen bzw. Programmreduktion bis Ende des Jahres), zum anderen die Senkung von Personalkosten. Zehn Prozent der Kulturvereine führten in der Umfrage an, dass Kündigungen bereits ausgesprochen wurden oder demnächst ausgesprochen werden müssen.
Immerhin können 56 Prozent jener Kulturvereine, die sich an der Umfrage beteiligt haben, von einem Erlass der Mietkosten profitieren. 30 Prozent können oder wollen das Corona-Kurzarbeitsmodell nutzen.
26 Prozent der Kulturvereine gaben an, sie würden von einer Herabsetzung oder Stundung der Sozialversicherungsbeiträge profitieren, 25 Prozent erhoffen sich Erleichterungen durch eine Herabsetzung der AKM-Gebühren. 19 Prozent profitierten von einer Herabsetzung oder Stundung der Steuervorauszahlungen, 16 Prozent würden Kredithaftungen für Überbrückungsfinanzierungen erwägen, sofern diese für gemeinnützige Kulturvereine zugänglich sind.
Ein durchaus bedenkenswerter Wert: 40 Prozent der befragten Kultureinrichtungen halten keine der Maßnahmen für relevant oder notwendig.
„Die Ergebnisse der Auswertung sind wenig überraschend“, so Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich. „Der größte Sorgenfaktor ist neben der allgemeinen Planungsunmöglichkeit die Frage, wie die laufenden Fixkosten zum Erhalt von Infrastruktur und Personal bestritten werden sollen, wenn die Einnahmen auf null zusammenbrechen.“ Es brauche also rasche und unbürokratisch finanzielle Unterstützung durch den Härtefallfonds auch für gemeinnützige Organisationen. , der die durch COVID-19 Maßnahmen bisher entstandene Kosten abdeckt und zumindest einen Teil des Einnahmenentfalls kompensiert. Sonst stehen weitere Kultureinrichtungen vor dem finanziellen Bankrott und das kulturelle Angebot wird auf Dauer ausgedünnt.“ (IG Kultur)