„Ein neuer Stil des Dialogs“
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
12/04/16 Der Landeskulturbeirat ist nicht nur „angehört“ worden, was allein schon ein Fortschritt gewesen wäre. Bei der Neurordnung der Kulturpreise und Förderstipendien war er auch eingeladen, aktiv mitzugestalten.
Auch bei der Pressepräsentation heute Dienstag (12.4.) bekam Herman Seidl als Vertreter dieses Gremiums ausreichend Gelegenheit zum Reden. Da herrscht offenbar wirklich „ein neuer Stil des Dialogs“, wie es Seidl formulierte.
Die Schauspieler sind die Gewinner: Sie haben bisher durch die Finger geschaut, wenn es um Auszeichnungen des Landes ging. Nun sind sie mit Literaten, Bildenden Künstlern und Musikern auf eine Ebene gehoben. Auch für Fotografie und Medienkunst ist etwas weiter gegangen, wobei man eher auf Stipendien, also auf Förderoptionen, setzte und weniger auf Preise. Mit dem Geld soll angespornt und ermöglicht, nicht belohnt werden.
Es ist auch nach der Neuordnung der Preislandschaft nicht ganz leicht, durchzublicken: Es gibt ja Auszeichnungen, die jedes Jahr vergeben werden (etwa der Rauriser Literaturpreis und der Förderpreis). Andere Ehrungen werden alle zwei, drei oder gar nur alle fünf Jahre vergeben. Letztere Zeitspanne gilt etwa für den Keramik-Preis, dessen Höhe (11.000 Euro) auf den ersten Blick absurd hoch anmutet. In Relation zur Zeitspanne sieht die Sache anders aus. Der Musikpreis (für Elektronik wohlgemerkt) sticht mit 9.000 Euro hervor, ist aber eine biennale Auszeichnung.
Die bloße Auflistung könnte durchaus Neid zwischen den Kunstsparten wecken. Zum Beispiel sieht es, oberflächlich betrachtet, nach einem ziemlich erfolgreichen Lobbying der Bildenden Kunst aus. Der Soucek-Graphikpreis stieg von 4.000 auf 7.000 Euro (alle drei Jahre, dazwischen gibt es ein Stipendium), der Eligius-Schmuckpreis (ebenfalls triennal zu vergeben) von 5.000 auf 7.000 Euro. Das relativiert der zuständige Beamte, Matthias Ais vom Referat für Kunstförderung: Gerade in der bildenden Kunst gingen die Preise eben unmittelbar an die Künstler, wogegen der Fördertopf für Institutionen geringer sei. In anderen Fördersegmenten fließen Mittel der Kulturförderung in die Vereine und kommt auf diesem Weg (also indirekt) den Künstlern zugute.
Da muss man also wohl den vom Landeskulturbeirat entsandten und gut eingebundenen Leuten vertrauen, dass sie bei der Neuordnung der Preise und Stipendien die tatsächlichen Erfordernisse im Auge hatten. Man habe „über eine radikale Neuausrichtung nachgedacht“, sagt dazu Herman Seidl vom Fotohof. Roman Höllbacher (Initiative Architektur), Petra Nagenkögel (Literaturhaus), Elisabeth Schneider (Das Zentrum) und er bildeten das Team. Angleichung der Preisgelder zwischen den Disziplinen sei intendiert gewesen, wobei natürlich an mancher Auszeichnung – etwa dem Rauriser Literaturpreis – sowieso nicht zu rütteln war.
Ein Kuriosum ist der Lyrikpreis im Namen von Georg Trakl, der „anlässlich der Geburts- und Todestage“ vergeben wird. Was das konkret heißt? Die Fördergeber wüssten schon Bescheid über die Zeit-Routinen, hieß es im Pressegespräch so kryptisch wie beruhigend.
Unverschämt viel Geld wurde einst in den Kompositionspreis des Landes gesteckt, der seit 2014 aus gutem Grund ausgesetzt ist und, wie Heinrich Schellhorn bestätigte, nicht mehr vergeben werden soll. Das Geld sei nun „im Preistopf enthalten“, heißt es dazu auch nicht gerade konkret. Aber dieser Topf ist eben, wegen der unterschiedlichen Rhythmen mancher Preise, nicht jedes Jahr gleich gefüllt. Für Rechen-Pedanten taugt die Liste der Landespreise und -Stipendien absolut nicht.