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Richtigstellungen im Rückblick

GLOSSE

Von Werner Thuswaldner

25/08/17 Auf die Festspielzeit zurückblickend, muss wohl festgestellt werden, dass – zumal im Bereich des Schauspiels – vieles von der Kritik zu hart beurteilt worden ist. Mit dem „Jedermann“ etwa wurde gar nicht zimperlich umgesprungen. Manches harte Urteil wurde ohne Berücksichtigung näherer Umstände gefällt.

Zur Vorbereitung der „Jedermann“-Inszenierung stand sehr wenig Zeit zur Verfügung. Für Kostüme zum Beispiel war es einfach zu knapp, also musste mit Straßenkleidung improvisiert werden. Die konnten die Schauspielerinnen und Schauspieler selbst mitbringen, und dafür gibt es dann in der Regel Zulage. Nur für die Buhlschaft scheint heftig nach etwas Brauchbarem gesucht worden zu sein. Gefunden wurde ein ausgesucht grässlicher Restposten, der vermutlich bei einem Ausverkauf liegengeblieben ist.

Am Text wurde auch herumgemäkelt. Dabei ist es schon unzählige Male passiert, dass einer ein paar Verse vergessen und dann auf der Bühne mit eigenen, freilich nicht sonderlich poetischen Worten improvisiert hat, damit der Ablauf nicht ins Stocken gerät. Daher erzählte der Jedermann halt launigerweise, er wolle den Dom kaufen und dort beim Taufbecken ein Bad einrichten. Das kann Moretti niemals im Ernst so gemeint haben, weil ja das Innere des Doms nun wirklich nichts Lauschiges an sich hat und sich als Räumlichkeit für Intimitäten überhaupt nicht empfiehlt. Jemand wie Moretti macht sich doch nicht freiwillig lächerlich.

Die Festspiele haben sich schon mehrmals mit dem Gedanken getragen, auch Aufführungen in fremden Sprachen anzubieten. Diesen Sommer hat man damit begonnen. Warum ausgerechnet mit dem Schlesischen („Rose Bernd“), erschließt sich einem nicht sofort. Doch die schlesischen Gäste haben sich gewiss gefreut und alles verstanden. Nächstes Mal vielleicht Sorbisch? Ein mutiger Schritt ist jedenfalls gemacht.

An der Regie wurde da und dort bekrittelt, sie sei nicht professionell genug gewesen. Was sind denn das für Ansprüche? Kann man denn von Anfängerinnen, von Debütantinnen, die also noch nie was mit der Bühne zu tun hatten und auch kein Deutsch verstehen, verlangen, sie sollen professionell inszenieren? Jeder muss sich ein neues Fach erst einmal erschließen und dann üben. Dabei haben wir zugeschaut. Also: Geduld, in ein paar Jahren wird es schon besser gehen.

Manche haben auch nicht verstanden, warum in Wedekinds „Lulu“ die Titelfigur gleich dreifach auf der Bühne steht. Das muss nun wirklich nicht mehr extra erklärt werden, denn dieser Brauch der Vervielfachung ist bereits seit etlichen Jahren selbst im Amateurtheater gut eingeführt und zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Die Erklärung ist ganz einfach. Die Besetzung einer Hauptrolle ist nicht immer leicht. An manchem Theater steht dafür mehr als eine oder einer zur Verfügung. Nicht selten empfehlen sich drei gleichermaßen. Was macht ein rücksichtsvoller Regisseur oder eine rücksichtsvolle Regisseurin? Er oder sie nimmt gleich alle drei, Spannungen im Ensemble werden vermieden, niemand braucht sich zurückgesetzt zu fühlen.

Freilich kann es nun den Festspielen passieren, dass sich haufenweise Kandidatinnen und Kandidaten melden werden, mit dem dringenden Wunsch, auch sie wollten im Großen Festspielhaus Oper inszenieren und sich als Schauspielregisseurinnen oder -regisseure profilieren. Auch sie erfüllten die wichtigen Kriterien: verstünden kein Deutsch und hätten noch nie etwas mit dem Theater zu tun gehabt.

 

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