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18.703 Kilometer

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

28/08/17 Google maps hat einige praktische Funktionen. Unter anderem lässt sich mit ein paar Klicks auskundschaften, wie weit es von irgendwo auf der Welt in die Hofstallgasse ist, ins Zentrum der Salzburger Festspielwelt. 18.703 Kilometer ist Wellington in Neuseeland von Salzburg entfernt. So weit - eine Wegstrecke, wohlgemerkt - ist der am weitesten von Salzburg entfernt lebende Gast gereist: Das waren viele, aber für gewiss keine leeren Kilometer.

„Der größte Respekt, den man dem Publikum entgegenbringen kann, ist, es herauszufordern.“ Ein schöner Satz von Markus Hinterhäuser. In den vergangenen Festspielsommern haben wir nämlich genau das Gegenteil erlebt. Ein Immer-Mehr, Immer-Prominenter, aber auch Immer-Beliebiger war das ungeschriebene Motto. Und damit verbunden die subkutan injizierte Botschaft, dass man als Zuseher/Zuhörer nicht ganz für voll genommen wird.

Erstaunlich sei nicht nur der Zuspruch gewesen, sondern auch „die Konzentration und Hingabe des Publikums“. Verhalten ortet er einen „Paradigmenwechsel“, die Menschen hätten „sehr viel mutiger, neugieriger, spontaner“ reagiert, als man es von den Salzburger Festspielgästen gemeinhin erwartet.

Dass kulturelle „Wohlfühltermine“ nicht der Weisheit letzter Schluss sein können, das war ja in der Pereira-Endzeit ein Grundkonsens auch der politischen Verantwortungsträger. Genau deshalb heißt der Intendant jetzt Markus Hinterhäuser.

Im Abschluss-Pressegespräch heute Montag (28.8.) waren bemerkenswerte Kennzahlen zu erfragen. Die Neuproduktion gleich dreier Opern aus dem 20. Jahrhundert – Wozzeck, Lady Macbeth von Mzensk und Lear – hat nicht dazu geführt, dass die Auslastungszahlen eingebrochen oder auch nur gesunken wären. 97 Prozent Auslastung sind mehr, als man im Budgetentwurf anträgt.

Besonders auffällig: Gleich nach dem „Jedermann“ (mit 35.000 verkauften Karten sowieso das Zugpferd) fand die Reihe „Zeit mit Schostakowitsch“ das meiste Publikum. 26.250 Menschen haben sich eingelassen auf die wüste Lady Macbeth von Mzensk und auf die Orchester-, Kammer- und Solistenkonzerte, die unter diesem Signum liefen.

Natürlich könnte man nun pingelig aufdröseln, dass die eine oder andere Opern- und Schauspielproduktion nicht das gebracht hat, was man durch die Heranziehung Regie führender Quereinsteiger erhofft hat. Aber es war keine Produktion dabei, über die zu diskutieren sich nicht gelohnt hätte. Keine Aufführung, die man einfach so abgehakt und sich hintennach einfach so zum Nachtmahl gesetzt hätte.

Wenn man der Festspielpräsidentin glauben darf, dann wurde in Salzburg nicht nur flächendeckend über die Festspiele gesprochen. Auch die Taxifahrer – in Österreich allemal die maßgeblichen Leute, wenn es um kompetente Kunsturteile geht – hätten die Sache engagiert diskutiert. Der Schreiber dieser Zeilen ist Radfahrer und kann das nicht bestätigen. Vielleicht sollten wir überhaupt mehr Taxi fahren. Oder noch besser, um eine Taxilizenz ansuchen.

 

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