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Programm-Säulen des Herkules

FESTSPIELE / BUCHBINDER / BEETHOVEN-ZYKLUS 4

13/08/14 Wenn Lautstärke der entscheidende Faktor in der Kunst des Klavierspielens wäre, wäre Rudolf Buchbinder der unumstrittene Weltmeister. Das vierte Konzert markierte den Scheitelpunkt des Beethoven-Zyklus und gipfelte in der Hammerklavier-Sonate.

Von Heidemarie Klabacher

Hämmern ist ja durchaus eine Qualität in der Europäischen und Außereuropäischen Musikgeschichte. Erwähnt seien nur das Hämmern der Nibelungen auf den Schmiedeambossen zu Beginn der dritten Szene „Rheingold“ und die fernöstliche Gamelan-Musik, in der mit unterschiedlichsten Klangerzeugern auch nicht immer sanft zugeschlagen wird.

Rudolf Buchbinder verwendet nun keineswegs – wie in der zeitgenössischen Musik spätestens seit John Cage gängig – Hämmerchen oder Schlegel zur Klangerzeugung direkt auf den Klaviersaiten. Ihm reichen die zehn Finger zweier Hände. Der Große Saal des Mozarteum jedenfalls reicht kaum aus, die Buchbinder’schen Klang-Eruptionen aufzunehmen. Beethoven wird einem nur so um die Ohren gefegt - im vierten Konzert zunächst in Gestalt der Sonaten Nummer 6 F-Dur op. 10/2, Nummer 24 Fis-Dur op. 78 und Nummer 16 G-Dur op. 31/1.

In der überaus launigen G-Dur Sonate fragte man sich angesichts dieser handfesten Lesart, ob der Komponist wirklich nur einen Gassenhauer hat vorlegen wollen. Dass Beethoven mit den unzähligen Trillerketten und rokokohaften Verzierungen im „Adagio grazioso“ sich über irgendwen oder irgendwas lustig machen wollte, glaubt man den Musikwissenschaftlern gerne. Buchbinder freilich lässt von Witz und Ironie nichts spüren. Er trällert über die ironischen Brechungen und manieristisch übertriebene Verzierungswut unverdrossen laut und kräftig hinweg. Im Rondo hörte man es gar Donnern wie von Kanonen. Ein Weltkriegs-Gedenken schließen aber die Lebensdaten Beethovens aus.

Am wenigsten aus den Tasten gehämmert war die „Hammerklavier-Sonate“. Die grandiose Sonate Nr. 29 B-Dur op. 106 fegte in der Lesart Buchbinder zwar ebenfalls ziemlich laut und im Allegro noch eher beliebig vorüber. Aber im Scherzo ließen einige präziser artikulierte Passagen aufhorchen. Das Adagio spielte sich, wenngleich pedalüberwölkt, auf Konzertsaal-Lautstärke (nicht mehr auf Freiluftbühnen-Pegel) ab. Die kontrapunktischen Strukturen der monumentalen Fuge waren nachvollziehbar. Am feinsten, präzisesten und pianistischsten kam die Zugabe daher: das Finale aus der Sturm-Sonate. 

Übrigens Rudolf Buchbinder ist mit dem Beethoven-Zyklus tatsächlich eine Säule des Festspielprogramms: An immerhin zwei Abenden hält Buchbinder alleine die Stellung und gibt das jeweils einzige Konzert des Abends.

Bild: dpk-E.Aumiller

 

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