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Liebt einander

FESTSPIEL-BILANZ

30/08/13 Eine Bilanzpressekonferenz ganz im Zeichen des Liebesgebotes: Präsidentin Helga Rabl-Stadler, Intendant Alexander Pereira und Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf ließen in Eintracht und Liebe die bisher besten Festspiele von allen Revue passieren.

Von Heidemarie Klabacher

267„Freunde, nicht diese Töne“ - hat man vielleicht gedacht (womöglich im Hinblick auf die „Neunte“ Beethoven am Sonntag) und beschlossen, angenehmere als die jüngst kolportierten anzustimmen. Freudvollere.

„Wenn das Publikum erscheint, ist der Zweck erreicht“, sagte Helga Rabl-Stadler heute Freitag (30.8.) bei der Bilanz-Pressekonferenz zu den Salzburger Festspielen 2013. „Kartenverkauf und Auslastung haben die Ergebnisse sogar des Mozartjahres 2006 übertroffen.“ Auf 29.155.000 Euro brutto belaufen sich die Gesamteinnahmen mit Stand 29. August. Das seien 2,428 Millionen Euro mehr, als im Budget vorgesehen. 286.301 Besucher wurden – einschließlich des heutigen Tages – gezählt. Mehr Gäste waren noch nie da. „Die Jahresregenten Verdi, Wagner und Britten bringen uns Glück mit künstlerischen Sternstunden und finanziellen Rekorden“, so Helga Rabl-Stadler.

Die Präsidentin dankte besonders drei Künstlerinnen dieses Sommers: Julia Gschnitzer für ihre überragende Leistung als „unvorstellbar glaubhafte Mutter Jedermanns“, Anna Netrebko für ihre „selbstverständliche Präsenz und ihre atemberaubende Art, sich einzubringen, sei es bei Verdi oder Britten“ und Cecilia Bartoli für ihre Darstellung der Norma und das „strahlendste Opernerlebnis der letzten zehn Jahre“. Besonderen Dank richtete Rabl-Stadler an den scheidenden Technischen Direktor Jürgen Höfer.

Man habe auch nicht vergessen, „dass es anderen Menschen nicht so gut geht“ und in mehreren Aktionen namhafte Beträge für soziale Zwecke lukriert: Die Benefiz-Generalprobe zum „Jedermann“ brachte einen Reinerlös von 95.000 Euro für die ORF-Hochwasserhilfe geht. 60.000 Euro aus der Aufführung des Oratoriums „Il Ritorno di Tobia“ gehen an Integrationsprojekte in Bosnien-Herzegowina, 70.000 Euro erhält die Caritas für Syrien-Projekte. Wie schon in vergangenen Jahren wurden Einlass- und Generalprobenkarten an Salzburger Sozialeinrichtungen vergeben.

Die Vorstellungen der Siemens FestSpielNächte auf dem Kapitelplatz seien heuer von 75.000 Menschen gesehen worden. Bisher waren die Festspielnächte „weltweit einzigartig“. Von heute Freitag (30.8.) bis Sonntag (1.9.) finden sie auch in London stattfinden, und auch in Kawasaki (im Städtekonglomerat von Tokyo) wird es ein einschlägiges Public viewing geben.

265Was Alexander Preira besonders freut: Die Pfingstfestspiele seien, als er den Laden übernahm, in einer „schwierigen Situation gewesen“. Durch den Entschluss zu einer eigenen Opernproduktion und deren Übernahme ins Festspielprogramm, hätten sich die Besucher verdoppelt. Cecilia Bartoli sei zudem ein „kolossaler Magnet“.

Die „Ouvertüre spirituelle“, die man ihm wie so vieles habe ausreden wollen, „habe sich in einem Maß etabliert, das alle Erwartungen übersteige“, so Pereira. Alles sei ausverkauft gewesen. "El Sistema“, ein weiteres Herzensanliegen Pereiras, habe man „komplett privat finanziert“ und „um einen sechsstelligen Betrag besser abschließen können als erwartet“. Namhafte Dirigenten hätten inzwischen Sir Simon Rattle nach seinen Erfahrungen mit einem Kinderorchester und Mahlers „Erster“ befragt.  Zudem wolle man mit „El Sistema“ und seiner Methode des Musizieren im Orchester quasi von Anfang an, auch auf Schwächen des europäischen Musikunterrichts aufmerksam machen: „Ist es sinnvoll, dass ein Kind 15 Jahre allein  vor seinem Lehrer steht und schabt…“

Glücks genug also: „Wir haben beim Publikum in einer Weise gewonnen, die ich selber nicht erwartet hätte“, sagte Alexander Pereira und berichtete vom positiven Feedback zahlloser Besucher: „Es kann nicht alles ganz falsch gewesen sein, was wir uns da ausgedacht haben.“ Die Steigerung von 218.000 Besuchern im Jahr 2011 auf 286.000 heuer zeige, „dass es in der Welt eine Sehnsucht nach den Salzburger Festspielen und Salzburg gibt“.

266Sehnsucht gestillt hat auch Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf. Auch er richtete ganz besonderen Dank an das technische Personal der Festspiele, dessen unglaubliche Arbeitsleistung nur mit „Selbstausbeutung und Enthusiasmus“ erklärbar sei. Das „Himmelfahrtskommando Jedermann-Neuinszenierung“ sei mehr als gelungen, der Umzug der Jedermann-Crew vor den Aufführungen habe zusätzlich neue Stimmung in die Stadt gebracht: „Es kommen Zuschauer eigens zur Prozession.“ Bei 13 von 14 Jedermann-Aufführungen habe es Standig Ovations gegeben. Der „Sommernachtstraum“ war – vereinfachend zusammengefasst – ein solcher. Die „Jungfrau von Orleans“ sei „kontrovers aber interessiert“ aufgenommen worden. Der vom Feuilleton zerrissene „Lumpazivagabundus“ hatte nach Meinung des Schauspielchefs Kult-Charakter. „Die Leute sangen in Chören auf dem Parkplatz...“ Zu wenig subtil, lautete ein Hauptvorwurf. Er bezweifle allerdings, so Bechtolf, „dass Nestroy selber den Knieriem mit Dezenz angelegt hat“.

Auf's Stichwort berichtete Alexander Pereira von einem weiteren Rekord: „Mit El Sistema hat es angefangen, dann sind die Standing Ovations übergeschwappt. Es gab Tage, da hatten wir drei Standig Ovations.“

Bilder: dpk-krie
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