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Notfalls ginge sogar ein Tatoo durch

HINTERGRUND / VOLKSKULTUR

04/04/14 Im Vorfeld der Ausstellung „Operation Goldhaube“ im Monatsschlössl hat man eine Umfrage unter den Goldhauben- und Trachtenfrauengruppen im Bundesland gestartet, um ein Stimmungsbild über die Motivation der Goldhaubenträgerinnen zu zeichnen.

Von Reinhard Kriechbaum

Was also bewegt Leute heutzutage, sich in einem solchen Verein zu engagieren? Ist es eine altersspezifische Angelegenheit? Die Befragung ergab, dass im Land Salzburg die jüngste der Goldhaubenfrauen 38 und die älteste 91 Jahre alt ist und dass das Durchschnittsalter bei 66,73 Jahren liegt. Früher musste man als Goldhaubenfrau selbstverständlich „unter der Haube“, also verheiratet sein. Heutzutage herrscht ein deutlich liberalerer Geist, sogar als Geschiedene ist man noch willkommen. Dass man es mit dem religiösen Bekenntnis auch nicht mehr streng hält, wundert wenig, wenn diese Freizügigkeit auch mehr theoretischer Natur ist: Der Großteil der Mitglieder solcher Vereine ist ja doch katholisch.

Absolut verpönt war es früher in Trachtenvereinen, zu Lippenstift oder Nagellack zu greifen. Damit hält man es auch nicht mehr so streng, kann auch gar nicht, denn sonst hätte man wahrscheinlich bald gar keinen Nachwuchs mehr. Und das ist durchaus ein Thema: Verjüngung, um die Tradition weiterhin hochzuhalten, wurde immer wieder als Wunsch genannt.

„300 Arbeitsstunden fließen in eine Goldhaube, und das Material ist kostbar: 1.000 Euro reiche nicht aus“, weiß die Volkskundlerin Ernestine Hutter vom Salzburg Museum 46 Prozent der Frauen haben ihre Goldhaube gekauft, 25 Prozent haben sie selbst angefertigt und 29 Prozent haben sie als Geschenk bekommen. Und die Erwartungen, warum man einem solchen Verein mit den Insignien Tracht und Goldhaube angehört? Als Hauptgrund für den Beitritt zum Goldhaubenverein wurde die Gemeinschaft angegeben. Das ist auch ein Unterschied zu früher, wo derartige Zusammenschlüsse das Karitative in den Vordergrund stellten.

20 spezielle Goldhaubenvereine gibt es in Salzburg, dazu kommen noch acht Trachtenvereine mit repräsentativem Anteil an Goldhaubenträgerinnen. Rund 1.200 Frauen sind so engagiert.

Bei Brauchtumsvereinen lodern immer wieder kleine Brände wegen Genderfragen auf. Damit brauchen sich die Goldhaubenfrauen glücklicherweise nicht herum zu schlagen. Während Mädchen längst als Aperschnalzerinnen ihre Frau stellen und sich selbst die traditionsbewussten Glöckler im Salzkammergut damit abfinden haben müssen, dass unter mancher leuchtender Sternkappe starke Frauen stecken, ist noch kein Mann auf die Idee gekommen, sich eine Goldhaube überzustülpen.

Die Schau „Operation Goldhaube“ im Volkskundemuseum (Monatsschlössl) ist bis 2. November geöffnet – www.salzburgmuseum.at
Bilder: dpk-krie
Zum Ausstellungsbericht Selbstbewusstsein unter der Goldhaube

 

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