Selbstbewusstsein unter der Goldhaube
VOLKSKUNDEMUSEUM / MONATSSCHLÖSSL
04/04/14 Wenn schon unter die Haube kommen, dann unter eine solche: Goldpailletten und Flinserl über und über, oder wenigstens aufwändige schwarze Spitze, zu einem plastischen Kopf-Kunstwerk gefomt. Die volkskundliche Sonderausstellung im Monatsschlössl gilt heuer der Goldhaube. Und man hat Künstler um zeitgemäße Statements dazu gebeten.
Von Reinhard Kriechbaum
Veranstalter von Brauchtumsfesten wissen ein Lied davon zu singen: Die Goldhaubenfrauen wollen repräsentativ hergezeigt sein, in der Rangordnung von Prozessionen, Aufmärschen und Sitzordnungen. Dieses Selbstbewusstsein hat durchaus historische Wurzeln. Das Gold hat man nach der französischen Revolution quasi dem Adel abgeluchst. Fortan schmückten sich Bürgerinnen – besonders in Oberösterreich und dem politisch diesem Bundesland angegliederten Salzburg – mit solchem Kopfschmuck, der was hermacht. 1782 wird die Goldhaube erstmals erwähnt, um 1805 hatte sie sich durchgesetzt. Seit dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts steht sie als dekoratives Statussymbol da, hat sich seither nicht nennenswert weiterentwickelt.
Stattliche Exemplare der „Linzer Goldhaube“ zeigt man im Volkskundemuseum im Monatsschlössl. Von unten beleuchtet, sprechen die Stücke für das kunsthandwerkliche Know How ihrer Erzeugerinnen. Das Besondere ist aber, dass auch zeitgenössische Künstler mit von der Partie sind. Das Künstlerduo Peter Hauenschild/Georg Ritter aus Linz hat mehrere idente Tableaus von Goldhaubenfrauen gezeichnet, schwarzweiß, aber manchmal glänzen eben die Hauben gülden. Ulrike Stubenböck aus St. Anton am Arlberg hat Details von Goldhauben fotografiert, arrangiert, und auch mit Motiven eines behäubten Jagdfalken eingeschmuggelt: Falken werden ja die Augen verdeckt, solange sie auf dem Arm des Falkners sitzen. Bei Goldhaubenträgerinnen ist es anders, sie haben ihre Beute schon, wenn sie die Kopfbedeckung bekommen.
Erich Gruber hat Dekorelemente aufgegriffen und einen Raum mit einer so kreierten Tapete ausgestaltet. Das Durchbrochene hat Wilhelm Scherübl angeregt – zu Tusch-Netzgebilden auf Fensterscheiben und zu einem goldenen, perforiertem Würfel. Miriam Bajtala hat für eine Videoarbeit Soldaten einen Raum mit Fäden „vernetzen“ lassen – im Hintergrund steht der Umstand, dass die in den siebziger Jahren eingeführte militärische Luftraumüberwachung den Code „Goldhaube“ bekommen hat. Übrigens haben sich gerade damals zehn Goldhaubenvereine in Salzburg neu formiert. Die Sache muss in der Luft gelegen sein…