„Museum ist immer auch Gegenwart“
SALZBURG MUSEUM / AUS- UND RÜCKBLICK
20/01/22 Es ist nicht wenig Zukunftsmusik, die im heutigen Pressegespräch des Salzburg Museums abgespielt wurde. Das große Museums-Investitionsprojekt von Stadt und Land Salzburg betrifft ja in so gut wie allen Punkten unmittelbar diese Institution. So wird derzeit also evaluiert und geplant an allen Fronten.
Von Reinhard Kriechbaum
Sechzehn nationale und internationale Architektenteams sind zum Beispiel gerade mit den Einreichungen fürs „Belvedere Salzburg“ beschäftigt, im April soll die Jury zusammentreten. Diese Gebäude-Adaptierung in der Neuen Residenz ist mit einem geplanten Budget von 31 Millionen Euro der größte Brocken der kommenden Jahre. Man hofft auf einen Baubeginn 2023 und einer Fertigstellung 2026.
Statt vom ehemaligem Barockmuseum spricht man jetzt lieber von der Orangerie Salzburg. Dort wird das Sattler-Panorama seinen Platz finden und ein „Zentrum Welterbe“ entstehen. Dafür wurde in den letzten Monaten das inhaltliche Konzept sowie das Raum- und Funktionsprogramm präzisiert. Jetzt ist man dabei, die konkreten Kosten zu ermitteln. 5,5 Millionen Euro beträgt der Budgetrahmen, im dritten Quartal 2024 soll Eröffnung sein.
Zur gleichen Zeit soll Sound of Music Salzburg in Hellbrunn fertig sein. Baustatik und Baugeschichte der vorgesehenen Gebäude sind analysiert und man hat ein erstes Raum- und Funktionsprogramm ausgearbeitet. Was bei Sound of Music immer ein Thema ist: die Abklärung der Rechte. Da ist man dran. Mit 2,5 Millionen Euro wird das Sound of Music-Museum das vergleichsweise billigste der aktuellen Vorhaben.
Immerhin sieben Millionen Euro sind fürs Römermuseum Iuvavum veranschlagt. In der Alten Residenz (also im Domquartier) soll ja ein neues Besucherzentrum entstehen, und von dort weg wird das Domgrabungsmuseum erschlossen. Dann ist die unattraktive Stiege unter dem linken Dombogen, hinter der Trafik, endlich Vergangenheit.
Von einer „einzigartigen Chance“ spricht Direktor Hochleitner, weil man jetzt „bereits lange diskutierte Themen wie Welterbe, Sound of Music und römisches Salzburg mit einem zeitgenössischen musealen Angebot professionell institutionalisieren“ könne. Zum Belvedere Salzburg spricht Hochleitner von einem „einzigartigen Dialog zwischen zwei Museen zur Kunst und Kulturgeschichte in Salzburg“.
In Summe ist nach fünfzehn Jahren so gut wie nichts mehr übrig von jener Neuausrichtung der Salzburger Museumslandschaft, wie sie die Landespolitik 2006 durch den Experten Dieter Bogner hat ausarbeiten lassen. „Museum ist immer auch Gegenwart“, sagt Martin Hochleitner dazu.
Diese Gegenwart ist aufgregend genug, aber im heutigen Pressegespräch wurde nicht über die langen Schließ-Zeiten der letzten zwanzig Monate gejammert. Klar, berauschend sind sie nicht, die insgesamt 342.284 Gäste im Jahr 2021. Aber „in allen Häusern zeigte sich ein Aufwärtstrend zu den Vergleichsmonaten 2020.“ Man ist also, den Umständen entsprechend, einigermaßen zufrieden. Bei näherer Betrachtung habe insbesondere das Format Landesausstellung wieder gut funktioniert, resümiert Martin Hochleitner. „Die Ausstellung Großes Welttheater – 100 Jahre Salzburger Festspiele wurde von knapp 50.000 Gästen besucht. 2.200 Festspielgäste haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, mit ihrer Festspielkarte die Ausstellung kostenlos zu besuchen.
Das Spielzeug Museum wird als Anziehungspunkt für heimische Familien logischerweise weniger gebeutelt von der Großwetterlage im Städtetourismus. „Mit 11.116 Gästen war der August 2021 sogar der bislang erfolgreichste Besuchsmonat in der Geschichte dieses Standortes.“
Martin Hochleitner verweist auch darauf, dass das Bundesland Salzburg das einzige in Österreich gewesen sei, in dem alle Museen eine gemeinsame digitale Strategie entworfen haben. „Die attraktiven und gut genutzten digitalen Angebote des Salzburg Museum haben vielen Menschen bewusst gemacht, dass Museumsarbeit viel mehr als die Ausrichtung von Ausstellungen bedeutet. So konnten Begriffe wie Sammlung, Kulturerbe, Forschung und Wissensvermittlung in den letzten Monaten durch mehrere Projekte gezielt sichtbar gemacht werden. Die Sammlung Online sei weiter bestückt worden und in dieser Woche wird die 107. Folge des Podcasts Museum am Sofa on air gehen. Digitale Führungen für Individualbesucher und Schulen wurden erweitert und ausgebaut. (Wird fortgesetzt)