Gegen den Hunger. Für Bildung.
MdM / FREILICHTMUSEUM
12/08/21 Eine Ausstellung Kein Hunger hätte zwei drei Jahre Vorbereitungszeit gebraucht. Es gab aber nur ein halbes Jahr. So schultert das MdM die Ehre, sich mit dem Thema zu befassen gemeinsam mit der Caritas. Das Salzburger Freilichtmuseum in Großgmain hat von den Vereinten Nationen das Thema Hochwertige Bildung als Fleißaufgabe bekommen, der man sich gut gewachsen fühlt.
Von Heidemarie Klabacher
Lieber ganz von vorne. 17 Ziele für eine nachhaltige Zukunft haben die Vereinten Nationen im Jahr 2015 proklamiert. Man heißt diese Ziele Sustainable Development Goals, also Ziele für nachhaltige Entwicklung. Kurz SDGs. Keine Armut. Kein Hunger. Geschlechter-Gerechtigkeit. Bezahlbare und saubere Energie. Maßnahmen zum Klimaschutz - so lauten einige SDGs. Entlang dieser Zielvorgaben soll sich global „eine Gesellschaft entwickeln, die sozialen, ökonomischen und ökologischen Wandel einleitet“, so MdM-Direktor Thorsten Sadowsky bei einem Pressegespräch heute Donnerstag (12.8.).
Die Erde brennt oder geht im Hochwasser unter. Die Klimakatastrophe spüren wir inzwischen in der Nachbarschaft. 690 Millionen Menschen weltweit hungern, 4500 Menschen sind allein im reichen Salzburg von Armut bedroht. Hoch an der Zeit, was dagegen zu unternehmen. Sind Museen wirklich der richtige Ort damit anzufangen? Der Österreich-Ableger des UNESCO Council of Museums, das ICOM, unterstützt jedenfalls zusammen mit dem Bund das Projekt 17 Museen mal 17 SDGs.
Siebzehn Museen in ganz Österreich sollen sich mit je einem der 17 Sustainable Development Goals befassen. Die SDGs wurden im Jänner per Los vergeben, im Bundesland Salzburg hat es das MdM mit Kein Hunger und das Freilichtmuseum Großgmain mit Hochwertige Bildung getroffen.
Hunger beenden, Ernährungssicherheit, bessere Ernährung und nachhaltige Landwirtschaft umfasst das SDG 2. Die Forderungen gehören auf den ersten Blick nicht zu den Kernaufgaben des Museums der Moderne. Dennoch nehme das MdM „seine Nominierung als Role-Model sehr ernst“, möchte wachrütteln und mit gutem Beispiel voranschreiten. „Die Rolle der Kunst besteht darin, voranzugehen. Dem fühlen wir uns verpflichtet. Wir teilen die Vision der internationalen Staatengemeinschaft nach einer guten Zukunft für alle“, so Direktor Thorsten Sadowsky.
Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern umfasst das SGD 4. Dem Freilichmuseum Großgmain und seinem Direktor Michael Weese ist das aufgetragene Thema Hochwertige Bildung nicht nur nicht fremd, sondern etwas, „mit dem ein Museum sich immer auseinandersetzt“. Im Rahmen dieses Projektes wolle man daher „Bildung“ noch umfassender betrachten.
Jedes der 17 am Gesamtprojekt beteiligten Museen setzt jeweils in einer Schwerpunktwoche im Herbst spezielle Aktivitäten zum eigenen SDG. In Salzburg wird es die Woche vom 11. bis 17. Oktober sein. Innerhalb dieser Woche, am 16. Oktober, liegt der Welternährungstag. Unter dem Titel Nachhaltig. Bewusst. Machen. bieten beide Museen an diesem Tag gemeinsam ein umfassendes Programm. Ein kostenloser Bustransfer zwischen Salzburg und Großgmain und ein gemeinsames Tickett wird eingerichtet.
Am MdM geht es eher diskursiv zu, es wird aber auch eine gemeinsame Spendenaktion mit und für die Caritas Salzburg präsentiert. „Spendenboxen gibt es bei uns im MdM bisher nicht“, sagte Direktor Sadowsky. In englischen Museen seien Spendenboxen durchaus üblich, gesammelt werde aber meist für Museums-Belange. Der Inhalt der Spendenboxen im MdM werde dagegen an die Auslandshilfe der Caritas gehen. Caritasdirektor Johannes Dines dankte beim Pressegespräch für die Möglichkeit, Spenden für Menschen in Not zu sammeln. Die Spenden würden helfen, „akuten Hunger in Salzburg und in unseren Schwerpunktländern Syrien, Libanon und Ägypten“ zu lindern.
Im Freilichtmuseum Großgmain kann es naturgemäß ein wenig handfester hergehen.Vom Korn zum Brot heißt ein Animationsfilm, der im Krallerhof gezeigt wird. Brot backen, Tipps zur Reste-Verwertung beim Kochen. Eine Themenführung Lebensmittel statt Wegwerfprodukt. Vorratshaltung vor 100 Jahren oder ein Vortrag Traditionelle Europäische Heilkunde. Nachhaltige Ernährung.Klimafreundlich Essen und Trinken sind etwa geplant.
Im Filmkulturzentrum Das Kino wird bereits ab 22. September ein einschlägiges Filmprogramm gezeigt. Am 24. September gibt es – in Anlehnung an Fridays for Future der jungen Leute – die Möglichkeit zur Auflehnung in der Protest-Werktatt Museums for Future im Rupertinum. Um sich längerfristig dem Thema der Lebensmittelverschwendung und Müllvermeidung zu widmen, startete das Personal des MdM eine museums-interne Rezeptesammlung unter dem Titel Wirf mich nicht weg! mit Tipps zur Verwertung von Lebensmittelresten und Müllvermeidung.
Der „Elisabeth-Lunch“ am 19. November, dem Namenstag der Caritas-Patronin Elisabeth, hat schon Tradition. Bedürftige können ein Mittagessen kostenlos beziehen, alle anderen können jeweils zum Selbstkostenpreis von 19 Euro mithalten. Diesmal kocht – und nicht zum ersten Mal - Sepp Schellhorn, der auch das m32 im Museum der Moderne Salzburg betreibt, im Haus Elisabeth in der Plainstraße. Auch hier geht es um Wahrnehmung und in Kontakt kommen über soziale Barrieren hinweg.