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Chromgelb, Kobaltblau, Cadmiumrot, Beinschwarz

RESIDENZGALERIE / ULTRAMARIN & MUSCHELGOLD

15/06/18 Blaue Farbe, so strahlend und besonders, wie sie den Menschen wohl nur selten im Alltag begegnet: Es handelt sich um Ultramarin, wie es vor allem für den Mantel der Gottesmutter verwendet wurde. In einer Sonderschau der Residenzgalerie im DomQuartier geht es um Materialien und Maltechniken.

Von Paula L. Trautmann

Eine alte Frau, deren Hände zum Gebet gefaltet sind. Es ist das weitaus bekannteste und wertvollste Gemälde in der Residenzgalerie. Rembrandt hat für dieses Werk, das man auch für ein Bildnis seiner Mutter angesehen hat, eine Kupferplatte mit Blattgold grundiert. „Dadurch wird eine stärkere Lichtwirkung erzielt“, erklärt Erika Oehring, Kuration der Ausstellung „Ultramarin & Muschelgold“. Wer's ganz genau wissen will: Das leuchtend rote Kopftuch der zahnlosen Alten besteht aus Krapplacklasur über Zinnober.

Es geht in dieser Ausstellung natürlich nicht nur um besondere Bildträger, sondern auch ums Zubereiten der Grundierung, das Anreiben der Farben und der Verwendung optischer Hilfsgeräte. Es werden große Kunstwerke gezeigt, um zu verdeutlichen, wie die Meister des 16. bis 19. Jahrhunderts gearbeitet haben. Besonders spannend ist, dass die Spuren der handwerklichen Abläufe auf den Gemälden oft mit bloßem Auge aufzuspüren sind. Die Besucher können also selbst auf Spurensuche gehen und so etwas über die Bildträger und die Pigmente zu erfahren und sogar nachträgliche Korrekturen zu entdecken.

Chromgelb, Kobaltblau, Cadmiumrot, Beinschwarz oder Saftgrün – man hat es mit einem unglaublich prächtigen Farbspektrum zu tun. Die ausgestellten Pigmente kommen aus der Pigment Manufaktur aus Teisendorf. Manche Materialien würden heutzutage nicht mehr als der Gesundheit zuträglich eingestuft. Die Werkstatt der Maler glich eher einer Giftküche. Bleiweiß etwa ist stark giftig. Atmete man solche Dämpfe über längere Zeit ein, konnte das lebensgefährlich sein. Es werden nicht nur die außergewöhnlichen Farben gezeigt, sondern auch die Materialien, aus denen sie gewonnen werden. Indigoblau wird aus der Indigopflanze, Ultramarin aus Steinen gewonnen.

Fächerhaarpinsel, Effektpinsel und Borstenpinsel sind nur einige der Gerätschaften, die in der umfassenden Ausstellung gezeigt und erklärt werden. Auch eine Originalpalette von Hans Makart ist zu sehen. Durch Kunstwerke von Rembrandt, Bernardo Strozzi, Federico Barocci, Luca Giordano und vielen mehr wird dem Besucher die Anwendung der Werkzeuge wunderbar nahegebracht. Äußerst interessant sind die „Pentimenti“, die Reuezüge der Künstler. Cornelius de Heem entfernte zwei Kirschen von einem Stillleben, die Stiele der Früchte hat er jedoch nicht übermalt. Es ist erfrischend zu sehen, dass auch die Arbeiten großer Künstler nicht immer perfekt sind.

Im Jahr 1996 wurde die Ausstellung unter dem Titel „Grünspan & Schildlaus“ das erste Mal gezeigt. Es ist fabelhaft, dass sie nun neu aufbereitet wurde und Malutensilien erneut gewürdigt werden. Denn diese sind der Grundstein jeden großen Kunstwerks. Ohne Pinsel, Spachtel und Farben und wäre der Menschheit mit Sicherheit einige Schönheit vorenthalten worden.

Ultramarin & Muschelgold. Ausstellung bis 26.11. im DomQuartier/Residenzgalerie. Das Buch „Grünspan & Schildlaus. Meister der Residenzgalerie Salzburg und ihre Arbeitsweisen“ ist in dritter, erweiterter Auflage erschienen. – www.domquartier.at
Bilder: Residenzgalerie

 

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