Kunst-Blicke auf Stadt und Land
GALERIE WELZ / NIEVES, WOLFGANG RICHTER
18/03/15 Wolfgang Richter ist ein Künstler, der gerne mit Naturstoffen unmittelbar in der Natur Objekte formt. Vergängliche Dinge im Regelfall. „Land Art“ heißt das. Aber auch wenn er in seinem Druckatelier arbeitet, spielt die Natur eine nicht geringe Rolle.
Von Reinhard Kriechbaum
Im ersten Stock der Galerie Welz zeigt Wolfgang Richter derzeit Holzschnitte zum Thema „Untersberg“. Von Liefering (dort wohnt er) schaut Richter zum Bergmassiv, und er sucht auch nähere Perspektiven. Sechs Untersberg-Motive hat er in Holz geschnitten – aber weil immer wieder ganz neue Farben zum Einsatz kommen, die auch den Abdruck von der gleichen Druckplatte ganz unterschiedlich wirken lassen, gewinnt man einen deutlich vielgestaltigeren Eindruck. Bei jeder Einfärbung ensteht etwas quasi Neues, anders Gewichtetes – und entfernt sich für den Betrachter durchaus ein gutes Stück von der vertrauten Vedute.
Die Vedute spielt auch im Parterre-Ausstellungsraum bei Welz derzeit die Hauptrolle. Im Gegensatz zu ihrem Vater Gottfried Salzmann, der sich von den Hochhausfronten New Yorks immer so intensiv hat ansprechen lassen, zieht es seines Tochter Nieves S. in Stadtrandgegenden. Nicht so weit, dass die Natur hereinspielte in die Stadt. Nieves verharrt dort, wo breite Zufahrtsstraßen zu Fabriksgebäuden führen, wo Stadtautobahnen an den letzten Siedlungen (wohl mit wenig Wohn-Attraktivität) zu kratzen, sie scheinbar wegzustoßen scheinen.
Hoffnungslos unattraktive Gegenden für einen malerischen Blick? Stimmt gar nicht. Es mögen diese Stadtrand-Ungegenden, egal ob in New York, Paris oder Kuba, überall gleich trist anmuten, Nieves münzt eben diese vermeintliche Tristesse in malerische Eigenart um. Das ist ihre Spezialität. Die Flächen der Straßen wirken differenziert in ihren Grau- und Deckweißtönen, so dass das architektonische und farbliche Nirvana plötzlich vor Poesie strotzt. Plötzlich finden in beinah impresssionistisch verschwimmenden Flächen graphische Muster – das können die Trägerseile der Brooklyn-Bridge sein oder ein Balkongeländer in Paris, aber auch die Fensterzeilen von Betonbauten sind allemal für graphische Abstraktion tauglich.
Höchst originell: Nieves hat auch ein paar alte Türflügel mit ihren Vorstadt-Ansichten bemalt. Man muss herumgehen um diese Objekte, weil die Rückseite jeweils die Vorderseite fortsetzt, die Vedute also quasi in der Mitte „zusammengefaltet“ ist.
Bis 21.3. in der Galerie Welz – http://www.galerie-welz.at/
Bilder: Galerie Welz