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Wie es sich fügt und findet

ST. VIRGIL / GABRIELE CHIARI, ELISABETH ALTENBURG

11/03/15 Ästhetisches Empfinden basiert auf Beobachtung und Wahrnehmung. Gabriele Chiari und Elisabeth Altenburg regen die Besucherinnen und Besucher mit ihren im Bildungshaus St. Virgil gezeigten Werkzyklen zu intensivem, Sinnen-orientiertem Wahrnehmen an.

Von Ulrike Guggenberger

Mit flachen, breiten, dicken Pinselstrichen arbeitet Gabriele Chiari auf Aquarellpapier oder auch auf Aquarellfolie. Sie trägt verdünnte Aquarell-Lacke auf Papier auf: „... Mit dem Farbauftrag schaffe ich die Voraussetzungen, stoße ich einen Schöpfungsprozess an.“ Die Künstlerin beobachtet mit lustvoller Neugier und Freude den Weg der Farbe – einmal fließt sie dünn, verbreitert sich, setzt sich mäandernd in die Ränder fort. Eine Pfütze bildet sich, löst sich wieder auf. Dichte, Qualität und mannigfache Farbnuancierungen ändern sich ständig. Der nächste Schritt passiert im Trocknen. Noch ist alles offen. Wird sich das mit Farbe getränkte Papier wellen oder glätten, wo entstehen Zentren?

Gabriele Chiari wählt jeweils nur eine Farbe. Sie liebt diesen stillen Vorgang, der ohne Eile und ohne weiteres Zutun von ihrer Seite verläuft und erkennt sich selbst in diesem mit ihrer Person eng verknüpften Prozess. Auf diese Weise entstehen zarte, lyrisch anmutende, stets aufs Neue faszinierende Bildimaginationen. Josef Zenzmeier, Schöpfer der Gestalt des Hl. Virgil für das Bildungshaus St. Virgil, war dereinst Gabriele Chiaris Lehrer.

Elisabeth Altenburg erschafft Wandobjekte aus textilen Stoffen. Mitunter direkt an der Wand befestigt, mitunter frei schwebend oder hängend. Die Arbeit der Künstlerin beginnt jeweils mit einem von ihr zugeschnittenen Quadrat stets wechselnder Maße, welches sie spontan mittels vier Nähten faltet. Beim Weiterverarbeiten bildet sich ein veritables Volumen, das den Charakter einer Skulptur besitzt: Aus einer viereckigen Fläche stülpt und gebiert sich ein zauberhafter Objektkörper voll Poesie und Leichtigkeit, Schatten-Wirkungen hervorrufend. Zudem hat Elisabeth Altenburg gleichsam spielerisch Bergkulissen aus dem grünen Teppichboden im Eingangsbereich wachsen lassen und doch sind Materialien und Arbeitsweise dieselben wie oben beschrieben.

Fünfeinhalb Wochen tauchten die beiden zum Werkaufenthalt geladenen Künstlerinnen in den Kosmos St. Virgil ein. Sie stöberten in den Werkräumen und Abstellkammern, verwendeten Werkzeuge, haben in den Kellerräumen Papier befeuchtet und formbar gemacht, benützten die Nähmaschine. Gabriele Chiari ließ Papiere auf hauseigenen Holzböcken trocknen, in der Rumpelkammer entdeckte Elisabeth Altenburg die Stoffe für ihre Objekte.

Somit gewährt die Ausstellung quasi zugleich einen Einblick in das sonst nicht sichtbare Innenleben des Bildungshauses. Elisabeth Altenburg hat dazu auch eine sensible Fotoserie geschaffen.

Die beiden Künstlerinnen – sie waren im Februar Artists in residence im Bildungshaus – lernten einander erst mit Arbeitsbeginn kennen. Rasch war eine innere Verbindung hergestellt über ihre je besondere Weise Kunst zu machen, im freien Imaginieren und sich im spielerischen Entdecken auf ein Wagnis einzulassen.

Bis 5. Juni im Foyer des Bildungshauses St. Virgil – www.virgil.at

 

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