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Viel Kunst wartet auf Geld

RESIDENZ / KUNSTMESSE ART&ANTIQUE

30/03/12 Die Salzburger Kunst- und Antiquitätenmesse in der Salzburger Residenz hat einen neuen Namen: „art&antique“. Das ist nicht die einzige Veränderung. Die Messe ist eleganter geworden. Eröffnung ist heute, Freitag (30.3.).

Von Werner Thuswaldner

Normalerweise ist es so, dass Händler klagen: Die Zeiten seien schwieriger geworden, die Haltung der Interessenten zurückhaltender und überhaupt alles mühsamer. Das sind Standardsätze.  So äußern sich aber nicht alle Kunsthändler, die auf der Messe „art&antique“ anwesend sind. Es sind auch ganz andere Sätze zu hören: Man müsse ein gutes Angebot haben, dann könne nichts schief gehen.

Es sei eine Menge Geld unterwegs, das einen sicheren Hafen suche. Warum es sinnvoll sei, Geld in Kunst anzulegen? An der Kunst könne man sich jeden Tag erfreuen, und damit steigere man seine Lebensqualität. Kein Vergleich zu Aktien, deren sprunghafte Entwicklung nervös mache. An konkreten Gemälden lässt sich zeigen, dass sie ständig an Wert zunähmen. Also stimme auch die materielle Perspektive.

Das Angebot auf der Messe ist wieder sehr ergiebig und vielfältig. Nicht nur der Name der Messe ist neu, auch der Boden. Über das knarzende Parkett wurde ein heller Teppichboden gelegt. Aber auch das Niveau hat sich verändert. Kunsthandwerk aus dem bäuerlichen Bereich, der unvermeidliche Joggltisch und das malerische Spinnrad, sind nicht mehr zu finden. Aber einem bemalten Bauernschrank mit Qualität kann man schon noch begegnen.  Die klassische Moderne, österreichische Kunst aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gibt den Ton an. Die Qualität dieser Kunst, sagt einer der Händler, würde viel mehr an internationaler Anerkennung verdienen. Die Preise müssten sich in ganz anderen Höhen bewegen. Aber es sei außerordentlich schwierig, im Ausland Qualität durchzusetzen.

Manches kennt man von früheren Besuchen der Messe. Wo kommen bloß alle diese hingehauchten Bleistift-Akte von Klimt her? Entweder sind sie unverkäuflich, so dass sie immer wieder auftauchen, oder der Vorrat ist unerschöpflich. Alfons Walde mit seinen zähnebleckenden, trachtigen Tiroler Bäuerinnen, die zur Kirche eilen, taucht nicht mehr so oft auf. Dafür sind auf einmal großformatige Gemälde von Oskar Mulley zu sehen, von der Sonne angestrahlte, gleißend weiße Bauernhäuser vor imposanter Gebirgslandschaft. Der Maler stammte aus Klagenfurt, lebte lang in Kufstein und ist in 1941 in Garmisch gestorben.

Einen Höhepunkt markiert ein Riesenformat von Albin Egger-Lienz. Das Gemälde zeigt einen säenden Bauern, es ist viele Jahrzehnte in der Öffentlichkeit nicht zu sehen gewesen. Derselbe Anbieter, Schütz aus Wien, hat auch noch einen seltenen Faistauer zu bieten, Frau mit Knaben, und ein kaum bekanntes Damenporträt von Kokoschka, und von Egger-Lienz gibt es noch einen mähenden Bauern, scharf modelliert vom Licht der Sonne.

Alle österreichischen Größen, die im 20. Jahrhundert reüssiert haben, sind mit Werken vertreten: Schiele, Kokoschka, Boeckl, Dobrowsky, Eisenschitz, und von den Jüngeren, Kogelnik, Lassnig, Rainer, Xenia Hauser, Prachensky. Aber auch internationale Kunst ist zu finden, von Nolde, Picasso, Music, Miro, Manzu.

Und die Österreicher aus dem 19. Jahrhundert sind natürlich auch da, vor allem bei Giese & Schweiger.

Außer österreichischen Händler, hoffen auch Anbieter aus Deutschland, hier während der Osterfestspiele neue Kundschaft zu treffen. Auf einem Bamberger Stand gibt es etwa eine reiche Auswahl spätgotischer Plastik. Und ein anderer Bamberger Händler prunkt mit barocken Schubladenkästen.

Glas, Teppiche und Schmuck fehlen nicht. Möbel der Wiener Werkstätte gehören seit eh und je zu dieser Messe.

Die Aussteller hoffen, dass das Wetter eher kühl und trüb bleibt. Da gehen die Festspielbesucher eher in die Residenz als dass sie Stadt und Umgebung erkunden.

Die Messe „art&antique“ ist bis 9. April geöffnet. Am Montag, 2.4., ist „Damentag“ – zwei Damen, die gemeinsam die Messe besuchen, zahlen nur einen Eintritt (13 Euro). - www.artantique-residenz.at
Bilder: „art&antique“ / Leo Putz (Giese&Schweiger); Emil Nolde (Salis&Vertes); Werner Berg (Magnet); Maria Lassnig (Galerie Ruberl); Picasso (Galerie Francaise)

 

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