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Raumgreifend

BIENNALE / QUATUOR DIOTIMA

23/03/11 Auch der dritte Biennale-Block bescherte die Begegnung mit einem herausragenden jungen Streichquartett: Die Klangstrategen des „Quatuor Diotima“ nahmen ihr Publikum mit auf eine spannende Raumvermessung.

Von Heidemarie Klabacher

„Im Raum“ heißt das Streichquartett von Dieter Schnebel, das 2008 in Stuttgart uraufgeführt wurde und bei der Biennale nun seine Österreichische Erstaufführung erlebte. Mit der Präzision von Vermessungstechnikern oder Tänzern bespielten die Mitglieder des Quatuor Diotima den Solitär: bildeten unterschiedlichste Formationen auf der Bühne und im Saal. Die Übergänge, bei denen der Komponist den Ausführenden immer wieder auch Stampfen oder rhythmisches Gehen in die Partitur geschrieben hat - passierten mit größter Präzision. Die uniforme Gewandung der vier Männer - graue Hose, graues Hemd, graue Schuhe, knallrote Socken und roter Gürtel - verstärkte den Eindruck einer Militäraktion.

Diese dem Werk eingeschriebene „Performance“ drängte sich aber keineswegs in den Vordergrund. „Im Raum“ - es gilt als erstes Streichquartett Schnebles - ist ein ausgewachsenes Kammermusikwerk von mehr als vierzig Minuten Länge, und mitreißender Klangsinnlichkeit. Rhythmische Elemente, große Kantilenen, romantische Klänge, zeitgenössische Klangsprache formt Dieter Schnebel in vier ganz traditionell bezeichnete Sätze. Zugleich ist die mitreißende Komposition, in der Schnebel da und dort große Kollegen zitiert, auf einer Art Meta-Ebene zugleich eine Reflexion über die Gattung  „Streichquartett an sich“.

Technisch musikalisch ebenso brillant gestaltete das Quatuor Diotima Anton Weberns Streichquartett op. 28 und des jungen Schuberts Streichquartett Nr. 2 D 32, das tatsächlich erst 1955 zur Uraufführung kam: größte Transparenz (auffallend wenig Vibrato), bei größter Klangfülle, mitreißendes Musikantentum bei jederzeit spürbarer Reflexion. Ein frühes selten gespieltes Werk - und doch schon ein „echter“ Schubert, bei dem der heitere Walzer Trio des Menuetts auch immer wieder schon den Rand des Abgrunds spüren lässt.

Im vierten Biennale Block ist im „Focus Streichquartett“ am Sonntag (27.3.) um 11 Uhr im Solitär das Arditti Quartett zu Gast. Zusammen mit Saul Williams, dem oenm und Nora Skuta spielt das Adrditti Quartett am Freitag (25.3.) im Rahmen der Komponisten-Schiene „Zoom Kessler“ - www.salzburgbiennale.at
Bild: Biennale/Thibault Stipa

 

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