Liebende und Narren
LANDESTHEATER AUF SCHLOSS LEOPOLDSKRON
23/5/2014 Romeo und Julia. Othello und Desdemona. Hamlet und Ophelia: Der Abend „Shakespeare im Park“ in Max Reinhardts barockem Gartentheater in Leopoldskron bot alles, was das Herz begehrt – nämlich alles, was Shakespeares berühmte Dramen an Liebe, Lust, Leidenschaft und Verrücktheit zu bieten haben.
Von Alicia Tuchel
Mit der Zusammenstellung einzelner Szenen aus den verschiedenen Shakespeare-Stücken bot das Landestheater seinem Publikum ein buntes Programm – und zeigte einmal mehr wohin die Liebe führen kann: etwa zu einem völlig durchnässten Romeo, der sich des Abends noch auf Julias Balkon stiehlt („Die Schwingen der Liebe trugen mich“), um einige Worte mit der Geliebten zu wechseln. Oder zu einer verzweifelten Desdemona, der ihr „Lover“ eine Szene macht, bloß weil sie ein Taschentuch verloren das Othello geschenkt hat. Ja, solche verrückten Kleinigkeiten spielen eine Rolle, wenn man verliebt ist, bringen Konflikt, wo gerade noch traute Zweisamkeit herrschte! So war das in der freien Natur dargebotene Stationendrama ganz zu Recht mit „Verliebte und Verrückte“ betitelt.
Auch Shakespeare´s „Ein Sommernachtstraum“ durfte bei diesem Programm nicht fehlen: „Und nun folgen Sie uns in den Sommernachtstraumwald“, sprach der männliche Elf „Motte“, der gemeinsam mit seinen sechs Gehilfinnen dem Publikum den Weg durch den verwunschenen Park zeigte.
Bevor es zur ersten Szene aus der Komödie kam, wurde jedem Zuschauer eine Blume überreicht: „Ihr Saft auf schlafende Augen gesprüht, macht Mann und Frau verliebt.“ Solche kleinen Zitate streuten die in ganz märchenhaften Kostümen gekleideten Elfen nebst Blumen des Öfteren an diesem Abend.
Sie saßen auf Bäumen, sangen auf Schaukeln und schwangen sich durch die sonnendurchflutete Abendluft. Ja selbst die Sonne - so schien es - wollte diese ganz einzigartige Aufführung nicht verpassen, werden solche Szenen doch eigentlich meist innerhalb der Mauern eines Theaters gezeigt. Doch die Kulisse des Leopoldskroner Parks, seine durch kleine Skulpturen verzierten Wiesen, die umgeben von knorrigen Bäumen liegenden Teiche und die unzähligen Hecken schufen ein ganz fantastisches Ambiente - den idealen locus amoenus für die verschiedenen Paare der Weltliteratur.
Dem aufmerksamen Beobachter fiel auf, dass die insgesamt elf Stationen des von Carl Philip von Maldeghem, Wolfgang Götz und Friederike Bernau zusammengestellten Dramas „Shakespeare im Park“ auch dem Aufbau dieser literarischen Gattung entsprachen: Nach dem Prolog und quasi der Exposition mit allen Schauspielern im Hof des Leopoldskroner Schlosses, führte der Spaziergang zu Romeo und Julia´s leidenschaftlicher Liebesgeschichte, die quasi das erregende Moment darstellt.
Mit „Der Sturm“ und „Othello“ steigert sich die Handlung bis sie im „Sommernachtstraum“ bei dem in salopper Umgangssprache ausartenden Streit der vier Liebenden Lysander, Demetrius, Helena und Hermia („Du Schlampe hau ab!“, „Du Abziehbild, du Puppe...“) ihren Höhepunkt findet.
Die König Lear Szene lässt die aufbrausenden Gemüter wieder etwas abkühlen (retardierendes Moment) bis sich in Hamlets Schwertkampf mit Laertes alles der Katastrophe und dem Tod der Protagonisten zuwendet - eine wahrhaft brillante Gestaltung, ein wahrhaft dramatischer Traum-Spaziergang. „Gentlemen - und Laydies - good night!“
„Wenn wir Schatten euch beleidigt,
Sag ich euch, wir sind verteidigt,
Denn ihr alle habt heut hier
Geschlummert in dem Wald bei mir.
Die Phantasie fasst weiten Raum
Und bildete euch diesen Traum....“
Shakespeare im Park - weitere Aufführungen bis 7. Juni - www.salzburger-landestheater.at
Bilder: LT/Christina Canaval