Mehr Licht, mehr Gold, mehr Technik
REPORTAGE / LANDESTHEATER
08/11/22 Theater stellt heute ganz andere Anforderungen an Bühnenlicht als zu Zeiten der Monarchie-Theaterarchitekten Helmer&Fellner. Deshalb wuchern in den meisten älteren Theaterbauten die Scheinwerferbatterien längst hinaus in den Zuschauerraum. Im Salzburger Landestheater war es nicht anders.
Von Reinhard Kriechbaum
Was man jetzt sogleich wahrnimmt im Zuschauer-Raum: Es wurde entschieden aufgeräumt über der Bühne und vor allem seitwärts davon. Neue Technik ersetzt das historisch gewachsene Durcheinander von Scheinwerfern und Lautsprechern, was sich logischerweise auf die Raumwirkung positiv auswirkt. Deutlich besseres Licht auch im Zuschauerraum selbst. Kleine unauffällige Leuchten am Balkongeländer strahlen in Richtung Decke. Das Fresko dort wurde gereinigt und farblich aufgefrischt. Sogar in den großen Kristallluster, den man jetzt unmittelbar vor Vorstellungsbeginn heben kann, wurden zusätzliche LED-Lichtquellen eingesetzt. „Acht alte Stühle haben wir zu Dokumentationszwecken behalten, alle anderen sind verkauft“, sagt Landestheater-Intendant Carl Philip von Maldeghem.
Ein italienisches Unternehmen war der Bestbieter für die siebenhundert neuen Stühle. Diese werden vermutlich nicht nur die Theaterbesucher zu schätzen wissen, sondern auch die Künstlerinnen und Künstler. Vor allem vom Balkon war nämlich seit Jahren vermehrt Geknarze zu vernehmen. Um dieses zu beheben, wurde auch die Balkonpodesterie neu aufgesetzt. Parkettboden ersetzt das unansehnliche Linoleum. Um gute Plätze in der Mittelachse zu schaffen, hat man auf dem Balkon die Reihen mittig zusammengerückt, also auf den Mittelgang verzichtet. Auch die seitlichen Sitzreihen sind ein Stück gewandert, auf dass sich die Besucher droben weniger die Hälse verrenken müssen. Dass im Logenrang die geräumige Mittelloge auf Geheiß Hitlers eingerichtet wurde, ist eine Legende. „Das war bereits 1936, also zwei Jahre vor dem Anschluss“, rückt Carl Philip von Maldeghem die Fehlinformation zurecht.
Damals wurde auch manche Vergoldung am Neo-Rokoko-Dekor weiß übermalt. Diese zarten Vergoldungen wurden in nur sechswöchiger Arbeit von einer kleinen Armee an Kirchenmalern aufgedeckt beziehungsweise erneuert. Genauen Beobachtern fällt vielleicht auch auf, dass die Wände in den Lünetten droben am Balkon nun rot gefärbelt sind.All diese Maßnahmen wurden in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt mit dem Ziel, die Original-Gestalt des Zuschauerraums wieder herzustellen.
„Mehr Geld als in den Zuschauerraum haben wir in die Bühnentechnik investiert“, erklärt der Intendant. Links und rechts im Bühnenraum liefen bis jetzt die händisch betriebenen Seilzüge mit Gegengewichten. Diese Arbeit, für die Bühnenarbeiter einst dicke Lederhandschuhe trugen, wird fortan elektronisch erledigt, von einem kleinen fahrbaren Steuerpult aus. Auch über der Hinterbühne kann man Prospekte hochziehen – ein Depot in luftiger Höhe. Für die Drehbühne hat man zwar die alte Technik behalten, „aber sie geht jetzt ganz leise“, so Carl Philip von Maldeghem.
Seit 11. Mai wurde im Landestheater umgebaut, erneuert und restauriert. „Achtzig Prozent der Aufträge hatten wir bereits im Dezember vorigen Jahres vergeben“, so der Intendant. Vor aktuellen Kostensteigerungen sei man deshalb gefeit gwesen. 13,6 Millionen Euro hat der Umbau in Summe gekostet.