Amateure leisten sich das Theater
HINTERGRUND / AMATEURTHEATER
14/05/20 „Die Kosten beginnen mit Produktionsbeginn. Verdienstentfall für Schauspielerinnen und Schauspieler gibt es im außerberuflichen Theater – mangels Verdienstes – nicht.“ Sehr wohl aber gibt es viele abgesagte Herzens-Projekte bei den hundert Mitgliedsgruppen im Salzburger Amateurtheaterverband.
Von Heidemarie Klabacher
„Profis müssen vom Theater leben. Amateure können sich das Theater leisten.“ Geplante oder geprobte Produktionen nicht aufführen oder Workshops und Theatertage nicht durchführen zu können, schmerzt Amateure nicht weniger, als Profis. Veronika Pernthaner-Maeke ist die Geschäftsführerin des Salzburger Amateurtheaterverbandes und die Prinzipalin des Theaters Abtenau.
Theatergruppen, die ihre Produktionen für März und April monatelang geprobt hätten, seien aufgrund des Aufführungsverbotes auf ihren Produktionskosten „sitzen geblieben“ und hoffen auf Aufführungen 2021. Auch wenn Kosten im Amateurtheater erst mit Produktionsbeginn anfielen und es Entschädigung für Verdienstentfall „mangels Verdienstes“ für Amateure ohnehin nicht gäbe, „sind manche Ausgaben, wie etwa für Werbung, dennoch verloren“. Zugleich kann die Leiterin des Amateurtheaterverbandes entwarnen: „Viele Veranstaltungen wurden rechtzeitig eingebremst. So wurden die Kosten für die Amateurtheatergruppen minimiert.“
Und das war gut so: „Die wirtschaftliche Situation und die logistischen Möglichkeiten der Amateurtheater erlauben kaum Vorstellungen mit Wahrung des Sicherheitsabstandes. Viele Amateurtheater finanzieren sich zu hundert Prozent aus Eintritten und der unbezahlten Eigenleistung“, schildert Veronika Pernthaner-Maeke. Jede zweite Theatergruppe könne immerhin ihre Werbungskosten mit Sponsorengeldern aus der Privatwirtschaft abdecken. Zehn Prozent der Amateurtheater-Gruppen bekämen Unterstützung aus dem Subventionsprogramm AMATOR des Landes Salzburg, gut die Hälfte würde mit „produktionsbegleitenden Fortbildungsprogrammen des Verbandes“ unterstützt.
Dass die Subventionen des Landes für das kommende Jahr rückgestellt werden dürfen, sei für das Amateurtheater von Vorteil, betont Veronika Veronika Pernthaner-Maeke, helfe dem Verband mit seinen eigenen Veranstaltungen, aber auch Theatern, die mit der Subvention gearbeitet hätten. Der Verdienstentfall treffe allderdings die professionellen Partnerinnen und Partner des Amateurtheaters, darunter Regisseurinnen, Coaches oder Referenten. Und auch keine Kleinigkeit: „Der Ausfall der Umwegrentabilität trifft die Gastronomie, Handwerksbetriebe, Tourismus und den Handel.“
Es schaut im Amateur- nicht viel anders aus, als im Profi-Bereich: „Die Sommertheater, etwa desTheaters St. Veit, der Seebühne Seeham oder des Theaters Thalgau, sind bereits abgesagt. Derzeit werden Absagen und Verschiebungen der Herbstproduktionen vorbereitet“, berichtet Veronika Pernthaner-Maeke. Ihre eigene Truppe, das Theater Abtenau, hätte mit Vorbereitungen für Aufführungen ab Ende August bereits begonnen und diese jetzt eingestellt. „Diese frühen Absagen sind auch darin begründet, dass außerberufliche Theater mit drei bis fünf Monaten eine wesentlich längere Probenphase benötigen, als Berufstheater mit sechs bis acht Wochen.“ Viele Mitgliedsgruppen im Salzburger Amateurtheaterverband planten daher bereits jetzt das Kulturjahr 2021, sie selber, so Pernthaner-Maeke, plane den Jugendtheatertag 2021 oder das Internationale Festival „Abtenau ist Bühne“ im Mai 2021. „Das wird ein Jubiläum - das zehnte Festival in Abtenau.“
Abgesagt wurde bereits der diesjährige Jugendtheatertag für hundert jugendliche Theaterbegeisterte am 3. Juni in der ARGEkultur oder der Kindertheatertag am 5. Juli in Bischofshofen. „Am 20. September soll ein Amateurtheatertag auf der Festung Hohensalzburg stattfinden. Hier bleiben wir flexibel“, sagt Pernthaner-Maeke vorsichtig. „Möglich sind kleine Aufführungen im Freien mit wenig Publikum. Aber die Gefahr einer zweiten Covid-Welle im Herbst ist sehr präsent.“ Die Proben für diese Aufführungen müssten demnächst beginnen. „Wir hoffen, bangen und warten.“
Als Leiterin des Theaters Abtenau bedauert Veronika Pernthaner-Maeke die Absage der „Kooperation mit den Salzburger Festspielen, die zum hundertjährigen Jubiläum am 27. Juni im Theater Abtenau mit der Jugend-Produktion Die Zertrennlichen zu Gast gewesen wären“.
Noch hätten die Vorbereitungen auf die Spielsaison keine Kosten verursacht, betont die Prinzipalin, „alle bisherigen Arbeiten wurden ehrenamtlich durchgeführt, so können wir jetzt die Notbremse ziehen“. Bereits auf 2021 verschoben wurde die Produktion Das Lächeln der Gioconda.
Kein Lächeln hat Veronika Pernthaner-Maeke übrig für die Vorstellung, dass womöglich auch die Kinder- und Jugendproduktionen nicht stattfinden können: „crazy4ever hat mit Gabriele Posch schon vor der Schulschließung geprobt und die Proben über das Videokonferenz-Programm Zoom weitergeführt.“ Man hoffe auf Aufführungsmöglichkeiten im September. Sollte auch das nicht möglich sein, „wäre es in Abtenau das erste Jahr ohne Theater seit 1985“. Ein Notprogramm für die ganze Familie, etwa mit „Märchenwanderungen unter Einhaltung der Vorschriften“, sei jedenfalls in Planung. Bühnen finden sich im Ernstfall überall, und sei es „im Wald, unter einem Baum“: „Theater muss sein.“