Ein märchenhaftes Tanzabenteuer
LANDESTHEATER / WILD IM WALD
22/01/15 Auf eine zauberhafte Reise durch die Märchenwelt der Gebrüder Grimm entführt das Ballettensemble des Salzburger Landestheaters große und kleine Freunde des Tanzes mit „Wild im Wald“ in den Kammerspielen. Die Abenteuer der schneidigen Luisa unterhalten auch reifere Semester bestens.
Von Christoph Pichler
Anfangs fühlt sich das neugierige Mädchen (Ashley Hagler) allerdings keineswegs wohl in ihrer Haut, hat sie sich doch frisch im finsteren Gehölz mit all seinen Furcht einflößenden Geräuschen verirrt und dabei überdies noch einen ihrer Turnschuhe verloren. Welch Glück, dass plötzlich der Gestiefelte Kater (Andrii Lytvynenko) des Weges tänzelt und Luisa zur Lektüre eines dicken, in einem Baum versteckten Märchenbuchs rät. Kaum ist der dicke Schmöker geöffnet, steht auch schon das Tapfere Schneiderlein (Iure de Castro) neben ihr und Luisa schließt sich kurzerhand der Schar siebäugiger Fliegen an, die mit dem genervten Kleidermacher erst schnittig über die Bühne swingen, ehe er das Septett mit seinem berühmten spektakulären Streich zur Strecke bringt.
In noch größerer Gefahr findet sich anschließend das fesche Rotkäppchen (Anastasia Bertinshaw) wieder, fängt es doch der bereits in Großmutters Kleidern steckende böse Wolf ab und zwingt es gleich in einen feurigen Tango. Viele weitere Abenteuer sind zu bestehen, bevor Luise vom richtigen Prinzen den richtigen Schuh bekommt und den Zauberwald verlassen kann.
Die langjährigen Landestheater-Tänzer Kate Watson, Alexander Korobko und Josef Vesely zeigen mit „Wild im Wald“, wie gut sie bei Peter Breuer gelernt haben, ebenso schöne wie auch für Laien leicht nachvollziehbare Choreographien zu gestalten.
Sie füllen das szenische Märchenkonzept von Astrid Großgasteiger mit einer Vielzahl schräger, lebhafter Charaktere, die bei allem verspielten Witz immer auch für tänzerische Höhepunkte sorgen. Die stets abwechslungsreiche Klangkulisse reicht von Tanzmusik über Jazz und Klassik bis zur Titelmelodie des Videospielklassikers Super Mario Bros., die in einer Orchesterversion dargeboten wird.
Die kleine Bühne der Kammerspiele reicht für das gut einstündige Abenteuer völlig aus. Dass die phantasievoll gekleideten Märchengestalten oftmals quer durch die Publikumsreihen in den so sparsam wie liebevoll gestalteten Zauberwald aus Baumgerippen und Textfetzen rasen (Ausstattung Katja Schindowski), ist für die kleinen Gäste vielmehr ein ganz besonderes Vergnügen. Aber auch die älteren Zuschauer kommen bei dieser gleichfalls intelligenten wie poetischen Rückkehr in die schon halb vergessene Welt der Gebrüder Grimm voll auf ihre Kosten.