Winniwai – winniwai – winniwaiiii
LANDESTHEATER / DIGITALE CHORPROBE
19/04/21 Strecken. Gähnen. Schultern kreisen. „woaoaoao“ mit klingendem „w“ und kribbelnden Lippen... Zu einer schwungvollen Stimmbildungs-Stunde von kaum 15 Minuten lädt Ines Kaun, die Chordirektorin des Landestheaters auf YouTube. Einladung an Chorsängerinnen und Chorsänger im Lockdown: „Sing mit!“
Von Heidemarie Klabacher
Verzweifelte Chorsänger sitzen „solistisch“ vor ihren Bildschirmkameras und tun zumindest so, als ob sie miteinander sängen. Live-Solo-Quartett über's WhatsApp-Telefon klappt wegen der Zeitverzögerung nicht. Von technik-affinen Chorleitern zusammenkopierte Einzelstimmen machen zwar ein Ergebnis, aber kein Erlebnis... Mögen Experten auch an technischen Voraussetzungen zum qualitätvollen digitalen Musizieren tüfteln, noch gibt es keinen erfüllenden Ersatz für das Miteinander.
Dagegen klappt die digitale Chorprobe des Landestheaters – auf Youtube via Website – ganz hervorragend. Im Gegensatz zu einem Eislauf- oder Segelfliegerbastel-Tutorial kann man ohne Ortswechsel oder Hilfsmittel ganz einfach mitmachen.
Ines Kaun, die Chordirektorin des Salzburger Landestheaters, präsentiert in ihrem ersten Video, online gegangen heute Montag (19.4.) um 10 Uhr klassische effektvolle Stimmübungen. Behutsam um die Mittellage kreisend, mit viel körperlicher Bewegung – genau richtig für die vielleicht wenig „eingerosteten“ Stimmen von Chorsängerinnen und Chorsängern im Lockdown-Modus.
Ein gemeinsames Lied mit einem Mitglied aus dem Opernensemble des Landestheaters soll den Abschluss der künftig jeweils wöchentlich neu präsentierten Tutorials bilden. Im ersten Video kam die Sopranistin Laura Incko dazu, eine der Paminas der aktuellen Zauberflöte, mit dem Lied In die Berg bin i gern. Trotz Kärnter Vaters geriet der Sängerin das Lied vielleicht doch nicht ganz im volksliedhaften Stil. Aber an Vokal-Länge und -Färbung im Wort „Almreslan“ kann man als Nicht-Älpler ohnehin nur scheitern. Auch geht’s darum jetzt nicht und der zweistimmige Durchlauf ist recht schön.
Ines Kaun, in Berlin aufgewachsen, studierte Chor- und Orchesterdirigieren an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und an der Royal Academy of Music Stockholm. In dieser Zeit war sie künstlerische Leiterin der Studentenchores der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie Stimmbildnerin des Kammerchores der HfM Weimar. Von 2013 bis 2018 war Ines Kaun Stipendiatin des Dirigentenforums des Deutschen Musikrates, von 2014 bis 2016 stellvertretende Chordirektorin am Staatstheater Darmstadt und trat 2018 als Finalistin beim Deutschen Chordirigentenpreis mit dem RIAS Kammerchor an. Am Theater und Orchester Heidelberg war sie Chordirektorin mit Dirigierverpflichtung von 2016 bis 2019. Seit der Spielzeit 2019/2020 ist Ines Kaun Chordirektorin mit Dirigierverpflichtung am Salzburger Landestheater.
„Um die eigene Stimme trotz fehlender Chorproben dennoch fit zu halten“, habe sie, so Ines Kaun, die Initiative „Sing mit!“ ins Leben gerufen. „Es handelt sich um ein Angebot für all diejenigen, die gerade nicht in ihrer Chorgemeinschaft singen können. Jeder und jede kann mitmachen, alle Levels sind herzlich willkommen. Das Ziel ist, die Stimme zu trainieren und Spaß dabei zu haben.“