Oper im Museum
MUSEUM DER MODERNE / ISRAELITSCHE KULTUSGEMEINDE
24/08/17 Eine Oper im Museum. Teilnimmt Marko Feingold: Im Rahmen der Ausstellung „Auf/Bruch. Vier Künstlerinnen im Exil“ präsentiert das Museum der Moderne in Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde die szenische Uraufführung der Kammeroper „Else – Hommage “ von Josef Tal. Premiere ist am Sonntag (27.8.) auf dem Mönchsberg.
„Dies war die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte. Ihre Themen waren vielfach jüdisch, ihre Phantasie orientalisch, aber ihre Sprache war deutsch, ein üppiges, prunkvolles, zartes Deutsch, eine Sprache reif und süß, in jeder Wendung dem Kern des Schöpferischen entsprossen.“ Das schrieb der Autor Gottfried Benn im Jahr 1952 über die Autorin Else Lasker-Schüler.
„Jerusalem in den 1940er Jahren: Else Lasker-Schüler lebt verarmt und einsam in Israel und versucht erfolgslos Kontakt mit ihrer Umwelt zu knüpfen. Immer wieder flüchtet sie sich in ihre Erinnerungen. In Selbstgesprächen spricht und singt sie von den mondänen Jahren ihres Lebens in Deutschland. Traum und Phantasie werden für sie Zuflucht und Spiel zugleich.“ So schildert das MdM in das Setting.
Auf der Bühne entstünden „in Wort und Ton Dialog-Kontakte“ zwischen der Sprecherin, Julia Gschnitzer, und der Sopranistin Einat Aronstein, zwischen Sprecherin und Instrument, zwischen Sopran und Instrumentengruppe. „Die Sopranistin ist die jung gebliebene innere Stimme der alten, realen Else, die in der Sprache singen kann, die sie selbst nie erlernte. In sieben Bildern schaut Else zurück auf die Stationen ihres Lebens.“
Else Lasker-Schüler gilt als herausragende Vertreterin der avantgardistischen Moderne und des Expressionismus in der Literatur. Geboren 1869, emigrierte sie 1933 in die Schweiz und wurde bei einem Aufenthalt in Palästina 1938 vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs überrascht, weshalb sie nicht mehr in die Schweiz zurückkehren konnte. Nach einer schweren Erkrankung 1944 starb sie am 22. Januar 1945 in Jerusalem.
Der 1934 nach Palästina emigrierte Komponist Josef Tal könne, so das MdM, als Mitbegründer der israelischen klassischen Musik angesehen werden: „Über seine Tätigkeit als Dozent an der Hebräischen Universität Jerusalem beeinflusste er maßgeblich zahlreiche Komponisten und gründete dort 1961 das Center for Electronic Music in Israel.“ Tals Werke, die sich durch ihre besondere Verbindung von elektronischen mit traditionellen Elementen auszeichnen, wurden an mehreren Konzert- und Opernhäusern weltweit aufgeführt.
Der Regisseur der aktuellen Produktion in Salzburg, Bruno Berger-Gorski, inszenierte bereits über hundert Musiktheaterwerke, darunter Josef Tals „Der Garten“ in der Bundeskunsthalle Bonn. Die musikalische Leitung hat Alexandra Helldorf, für Bühne und Kostüme zeichnen Christoph Rasche und Gera Graf. Es spielen „Musiker_innen der Universität Mozarteum“. Teilnehmen wird Marko Feingold, nach der Aufführung folg „abschließend ein Kaddisch, vorgetragen von Shmuel Barzilai, Oberkantor Israelitische Kultusgemeinde Wien“. (MdM/dpk-klaba)