Feng Shui im Cyberspace
HINTERGRUND / ODEON / WIEN
20/10/22 To good to go heißt es normalerweise für Brot und Gebäck, chinesisches oder mexikanisches Essen – günstig zu kaufen am Ende eines Tages. Performances to good to go waren bislang nicht zu haben: Das Wiener Odeon setzt in der Reihe Living Positions neuerdings und aus guten Gründen auf Recycling.
Living Positions bringt „herausragende zeitgenössische, in Wien entstandene und auch international erfolgreiche Produktionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musiktheater und Performance wieder auf die Bühne“. Bisher waren diese Produktionen nur an wenigen Tagen in Wien zu sehen. Ein Schicksal, das viele zeitgenössische Projekte teilen... Das Odeon bringt jedenfalls von 20. Oktober bis 5. November legenädre Produktionen aus dem Repertoire von Wiener Compagnien zurück auf die Bühne des Odeon in der Taborstraße. Performances to good to go eben. Oder formeller: Living Positions – performance arts repertoire. Den Anfang macht Grace Note aus 2012 von Arturo Fuentes mit Phace und Liquid Loft von 20. bis 22. Oktober, gefolgt von Running Sushi aus 2006 von Liquid Loft von 2. bis 5. November.
Grundlage von Grace Note sind Italo Calvinos Vorschläge für das neue Jahrtausend. Eine Poetik, „die man in sämtlichen Kunstsparten anwenden und auch auf Gesellschaft und Politik übertragen“ war die Basis gewesen für die Zusammenarbeit von PHACE mit dem Komponisten Arturo Fuentes, dem Choreografen Chris Haring, den Performance-Kollektiv Liquid Loft und Günter Brus. Das Sparten übergreifende Projekt umfasst Visuelles, Performance, akustische Instrumente und Elektronik. Es ergebe sich eine dynamische Struktur von „Reaktion und Interaktion, Klang und ständier Bewegung“, erklären die Mitglieder des Ensembles Phace.
Running Sushi vom Liquid Loft lässt das Publikum die Abfolge der angebotenen Szenen selbst bestimmen, wie in dem gleichnamigen Restaurant, in dem der Gast bits and pieces selbst von Fließbändchen nehmen und sich so sein Menü zusammenstellen kann. „Dadurch entsteht jeden Abend ein völlig neues Drehbuch.“ Es ergebe sich der „Pulp-Fiction-Effekt, der nabhängig von der Anordnung der Szenen die Geschichte im Nachhinein im Kopf des Zuschauers zusammensetzt“, so Liquid Loft über ihr Konzept. „Eine Frau und ein Mann versuchen, ihr sinnlos gewordenes Privatidyll zu reanimieren und schreiben damit ein mögliches Storyboard für eine zukünftige Existenz am Bildschirm. Wie hieß es nach der Uraufführung so schön in der Süddeutschen Zeitung: „Der Irrwitz von Running Sushi manifestiert sich in der Live-Rekonstruktion von Mangas und MTV, immer schön platt an der Oberfläche eines mentalen Flachbildschirms entlang. What you see is what you get – und das ist toll, in diesem Fall.“ (Odeon / dpk-klaba)
Living Positions – performance arts repertoire www.odeon-theater.at
Bilder: liquidloft.at / Markus Sepperer / Michael Loizenbauer (1)