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Chopin zu sechst

MUSIKTAGE MONDSEE / AUFTAKTKONZERT

29/08/10 Mit Bezug auf die musikalischen Jahresregenten triumphierten Alexei Volodin und das Auryn Quartett Samstag (28. 8.) zur Eröffnung der 22. Musiktage Mondsee.

Von Horst Reischenböck

Auch „a quattro“ zu spielen: so empfahl schon Mozart seine ersten Wiener Klavierkonzerte, nicht zuletzt, um ihnen als „Hausmusik“ größere Verbreitung zu sichern. Interessanterweise existiert auch von Frédéric Chopins e-Moll-Klavierkonzert op. 11 eine schon zu Lebzeiten gedruckte, originale Kammermusikversion für Klavier und Streicher allein. Handelt es sich vielleicht dabei gar um die Urgestalt, zumal Chopin nicht gerade zu den großen Instrumentatoren gehörte?

Es war jedenfalls mehr als bloß interessant, das Werk einmal in dieser, musikalischen Salons zugedacht Gestalt zu erleben. Mit dem Auryn Quartett, ergänzt um Ernst Weisensteiner am Kontrabass. Die Fünf machten das Fehlen von Bläserstimmen durchaus vergessen, im Gegenteil: Reizvoll, wenn Matthias Lingenfelder, der Primarius des nunmehr künstlerisch insgesamt für das Programmkonzept verantwortlichen Ensembles, ein Solohorn ersetzt.

Die Besetzung war auch von der Akustik her dem Saal im Kultur- und Veranstaltungszentrum Schloss Mondsee angemessen, auch wenn vom Gesamtklangbild her dem hinten platzierten Steinway doch vielleicht ein nur halb geöffneter Deckel besser zugute gekommen wäre. So sind einige Pizzikati der Streicher unhörbar geblieben. Chopins Lieblingsinstrument war eben ein nicht so dominierender Pleyel-Flügel. Der längst international renommierte russische Pianist Alexei Volodin kostete souverän den dominierenden virtuosen Solopart aus. So wie schon zuvor im Alleingang in der Gegenüberstellung zweier Werke, die Chopin und Robert Schumann einst einander zueigneten.

Angefangen mit der 2. Ballade in F-Dur op. 38, die angeblich auf einer der „Litauischen Balladen“ des gleichfalls im Exil lebenden polnischen Dichters Adam Mickiewicz basiert. Darin geht es um Mädchen einer von Russen gestürmten Stadt, die in Wasserblumen verwandelt wurden. Entsprechend pastoral verinnerlicht gestaltete Volodin den Beginn und elegischen Ausklang, um sich zwischendurch mit fast schon Grenzen sprengender Vehemenz ins Presto con fuoco zu katapultieren.

Nach kurzem, auch vom Publikum so gewürdigt gedanklichem Innehalten folgten die acht vornehmlich dreiteiligen Miniaturen der „Kreisleriana“ op. 16. Einst in nur vier Tagen konzipiert, auch Dokument der zwei Seelen in des Deutschen Brust: in den rastlosen Mollstücken Florestan, in den kontrastierend lyrisch subtileren Episoden dazwischen Eusebius. Eine gestalterische Intensität und Ausdruckskraft verlangend, der Volodin bis in die Tiefe des stillen Schlusses hinein nichts schuldig blieb.

Als rare Zugabe Chopins, in der autographen Gestalt mit polymetrischem Mittelteil, der 3/4 für die rechte Hand 2/2 der linken gegenüberstellt, posthum veröffentlichtes cis-Moll-Nocturne. Auch das wurde lang anhaltend bejubelt.

Informationen, Karten: www.musiktage-mondsee.at; Tel. 06232/22 70; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bild: www.musiktage-mondsee.at / Marco Borggreve

 

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