Obermayr ist Bartoli ist Rosina
HINTERGRUND / MARIONETTENTHEATER / IL BARBIERE DI SIVIGLIA
05/06/14 Gar nicht so einfach, wenn die Musik zwar die gleiche, aber die Interpreten andere sind. Das Marionettentheater schickt dieser Tage drei Mal seinen Uralt-Barbier akustisch mit Cecilia Bartoli ins Rennen – und da haben die Fädenzieher nicht wenig Stress.
Von Reinhard Kriechbaum
Freilich: Den Stress hätten sie sowieso. Die Produktion ist nämlich genau so alt wie das derzeitige Domizil des Marionettentheaters an der Schwarzstraße, aus dem Jahr 1971. Und die im Vorjahr verstorbene Langzeit-Prinzipalin Gretl Aicher war bis zuletzt eine, die selbst gerne die Puppen bewegte und manche Bravour-Arie für sich – und nur für sich – reservierte. Drum gehört dieser Barbier auch zu jenen Stücken, die nach ihrem Tod aus dem Repertoire genommen wurden, erzählt die jetzige Marionettenchefin Barbara Heuberger.
Aber jetzt ist es wieder so weit. „Die Jungen sind motiviert, haben Hauptrollen gekriegt“, sagt Barbara Heuberger. Philippe Nicolas Brunner, einer der Marionettenspieler, hat die Inszenierung von Wolf-Dietrich Ludwig (auf einer Bühne von Günther Schneider-Siemssen) generalüberholt. „Die Rollen bleiben jetzt bei einem Spieler“, erklärt Brunner. Und er macht auch plausibel, warum es so schwierig ist, wenn man plötzlich auf eine neue Musikaufnahme umsteigen muss. Gerade bei Rossini geht es ja um die präzisen Wortwechsel, da müsse die Synchronisation perfekt sein, „die Gestik genau stimmen“. „Es wird auch viel à parte“ gesungen, also quasi Monologe zur Seite. Auch das muss sichtbar, fürs Publikum verstehbar sein. Philippe Brunner ist übrigens selbst kein Haupotrollen-Akteur. „Ich spiele die Berta, das Hausmädchen“, sagt er. Deshalb hat er ja auch Zeit zum Regieführen…
Musikalisch ist Cecilia Bartoli also jetzt die Rosina, die Figur tanzt nach den Fingerbewegungen von Michaela Obermayr. Die Aufnahme ist eigentlich auch schon „historisch“, aus dem Jahr 1988. Giuseppe Patané hat damals das Opernorchester von Bologna dirigiert, Leo Nucci war der Figaro, William Matteuzzi der Graf Almaviva, Paata Burchuladze der Don Basilio.
Diese Aufnahme gibt’s aber nur drei Mal – und das geht nur, weil die Pfingstfestspiele, in deren Programm die Aufführungsserie im Marionettentheater aufgenommen worden ist, die Tantiemen zahlen. Im Sommer gibt es wieder die ursprüngliche Schallkonserve, „da singt die Berganza“, so Barbara Heuberger. Na, wenn’s nichts Schlimmeres ist…
Was gibt es sonst noch Neues im Marionettentheater? Eine kleine Neuproduktion hat man gerade in Arbeit, zur Musik von Schumanns "Les Papillons". Da wird also ein Pianist live am Werk sein, und es ist etwas für eine USA-Tournee. Aber am 19. Juli, bei einem Tag der offenen Tür im Marionettentheater, wird man das auch in Salzburg zu sehen kriegenm.