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Kabinettstücke rund um die Liebe

PFINGSTFESTSPIELE / IL GIARDINO ARMONICO

12/06/11 Eigentlich kennt man von Giovanni Pergolesi nur „La serva padrona“ und das „Stabat Mater“. Das sollte nicht so sein: Gleich nach dem Tod als 26jährigem (1736) sind Kammerkantaten in Druck erschienen, die seinen Namen damals schlagartig bekannt machten.

Von Reinhard Kriechbaum

Drei Kostproben  aus dieser Sammlung haben am Samstag (11.6.) zur Mittagsstunde „Il Giardino Armonico“ unter Giovanni Antonini und die Sopranistin Roberta Invernizzi hören lassen, eine Wanderung durch die Stimmungswelten von Verliebtheit und Verlust. „Luce degli occhi miei“ – da beklagt einer (noch ziemlich harmlos) die Abwesenheit der Geliebten. Für den Zurückgebliebenen ist – so heißt es in einer Arie – „alles wie tiefdunkle Nacht“. Roberta Invernizzi, eine der Stil-Spezialistinnen ihres Fachs, weiß da das spezifische Timbre in der tiefen Lage einprägsam einzusetzen: Das ist Melancholie pur.

Ganz andere Töne in der Kantate „Chi non ode e chi non vede“: Da ist die Geliebte dahin und der Versetzte wünscht sich nichts sehnlicher als den Tod: Da ließen die Streicher von „Il Giardino Armonico“ den „Amor tiranno“ gnadenlos zustechen und den im Liebeskummer Gefangenen seine „miseri affetti“ aufs Anschaulichste durchleiden. Die Stärke von Roberta Invernizzi ist, dass sie ungemein genau die Emphase in der vokalen Gestaltung auf die Rhetorik im Instrumentalsatz abstimmt.

Nicht einmal wird ein Crescendo überzogen, eine vokale Linie im Ausdruck überdehnt. Natürlich stellen die Musiker von „Il Giardino Armonico“ einen hohen Affektpegel sicher. In diesen Kantaten wechseln Rezitative (meist Laute/Harfe, aber auch als Accompagnati mit Streichern) und Arien – dankbarste Stimmungsmalerei. In der dritten Kantate, „Nel chiuso centro“, ist Orpheus in der Unterwelt unterwegs auf der Suche nach Eurydice. Er hat sie noch nicht gefunden, seine Gefühle sind in Aufruhr – man konnte sich da Pergolesis gestaltreicher Fabulierkunst ebensowenig entziehen wie Roberta Invernizzis brillanten Fiorituren: So selbstverständlich und natürlich eingebunden in den jeweiligen Ausdruck muss man die Verzierungen erst hinkriegen …

Aufs Auszieren versteht sich auch Giovanni Antonini, wenn er zur Blockflöte greift. Musik von Domenico Natale Sarri und Francesco Manzini haben gezeigt, dass man in der Bach- und Vivaldi-Ära auch in Neapel tolle Blockflötenkonzerte zu schreiben verstand. Spritzig und bündig jeweils die Finalsätze, lustvoll im Kontrapunkt das meiste – und in den langsamen Teilen hat Antonini mit einigem Raffinement vorgeführt, wie man Melodien mit erfindungsreichen, filigran-rasenden Improvisationen erblühen lassen kann, ohne dass die Ruhe verloren geht.

Übertragung am Donnerstag, 16.6., um 10.05 in Ö1
Bilder: Salzburger Festspiele / Ribaltaluce Studio (1); Decca-David Ellis (1)

 

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