Entdeckungsreise mit Folgen
PFINGSTFESTSPIELE / ABSCHIED VON RICCARDO MUTI
10/06/11 „18. Jahrhundert in Italien: DAS IST NICHT BAROCK.“ So groß können die Buchstaben gar nicht sein, um zu vermitteln, wie sehr Mercadante, Paisiello oder Chimarosa nicht Barock sind. Riccardo Muti legte bei seiner letzten Pressekonferenz nach fünf Jahren Pfingstfestspielen eine mitreißende Performance hin.
Von Heidemarie Klabacher
„Wer Mercadante nicht kennt, wird auch Bellini, Rossini nicht verstehen“, sagte Riccardo Muti. „Mercadante hat auch Donizetti und Verdi beeinflusst.“ Außerdem ist Verdis erster Musiklehrer in jener Stadt auf die Welt gekommen, in der auch schon Saverio Mercadante geborgen wurde. In Altamura war das, der Gründung Friedrichs II., in der die drei Weltreligionen friedlich zusammenlebten… was aber vielleicht doch jetzt zu weit führt.
Aber Maestro Muti hat schon recht: „All das wusste die Welt nicht.“ Salzburg habe „ein Signal gesetzt“ und die Musikgeschichte Neapels im Rahmen von fünf Jahren Pfingstfestspiele aufgearbeitet. „Eigentlich wäre das die Aufgabe Italiens gewesen, aber Italien hat es nicht bewerkstelligt.“ „Seine“ Pfingstfestspiele waren keine Festspiele der Primadonnen, sagte Muti, sondern ein Festival der jungen Musiker und jungen Stimmen: „Die jungen Orchester und Sänger sind unsere Zukunft, nicht die Stars.“
Tatsächlich passt auf dieses Festival-Konzept das überstrapazierte Wort von der „Nachhaltigkeit“. Das von Jürgen Flimm (in dessen Intendanz vier Mal Pfingsten gefallen ist), Markus Hinterhäuser (in dessen Intendanz die heurigen Pfingstfestspiele fallen) und von Riccardo Muti gemeinsam konzipierte Festival umfasste auch die musikwissenschaftliche Aufarbeitung der Raritäten aus den Bibliotheken Neapels, etwas des Klosters der Girolamini oder des Conservatorio San Pietro a Maiella (wo neben Scarlatti auch Muti studiert hat)
Das Orchestermaterial der Mercadante-Oper „I due Figaro“, mit der heute Freitag (10.6.) die Pfingstfestspiele eröffnet werden, liegt gedruckt vor. „Das Glamour-Festival Salzburger Festspiele beschäftigte sich musikwissenschaftlich - das war ein einzigartiges Projekt“, bestätigte Jürgen Flimm, der beim Pressegespräch anwesend war. Intendant Markus Hinterhäuser: „Das Projekt hat eine internationale Strahlkraft entwickelt. Vieles von dem, was wir hier in Salzburg zu hören bekommen, ist musikwissenschaftlich so aufgearbeitet, dass das Material allen zur Verfügung steht, die diese Musik aufführen wollen. Es war eine Entdeckungsreise mit Folgen.“