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Von Jubel über Trauer zum Jubel

FESTSPIELE PFINGSTEN / MONTEVERDI CHOIR / GARDINER

11/06/19 Monteverdi Choir und English Baroque Soloists unter Sir John Eliot Gardiner boten den würden Abschluss der Pfingstfestspiele 2019 im Dom zu Salzbur mit Werken von de Victoria, Monteverdi, Buxtehude, Purcell und Bach.

Von Horst Reischenböck

John Eliot Gardiner setzte an den Beginn Tomás Luis de Victorias Motette Dum complerentur dies Pentecostes als prächtig vollmundigen Einstieg - effektvoll und mit Schwung ausgekostet. Es Heinrich Schütz‘ aufwendiges geistliches Konzert Veni, sancte Spiritus SWV 475, zu dessen ersten vier Versen Gardiner die vier Emporen-Orgeln in der Vierung unter der Dom-Kuppel nutzte. Dort postierte er jeweils Vokal-Solisten aus Reihen des Chors und einzelne Instrumentalisten, die sich allesamt erst – mit überwältigendem Effekt – für die Motette O lux beatissima mit den übrigen Vokalisten auf dem Podest vor dem Hochaltar verbanden.

Ein weiterer Höhepunkt war danach Claudio Monteverdis posthum publizierte Messa a quattro voci da capella SV 190 mit perfekter Text-Artikulation und wunderbar linear geführten Stimmen ausdrucksvoll gestaltet. Leider provozierte das beschwörend im pianissimo auslaufende dona nobis pacem wieder einmal unerwünschten Spontan-Beifalls provozierte. Eindeutiger Beweis mangelnder Einsicht und mangelnden musikalischen Bewusstseins. Von Erziehung ganz zu schweigen!

Anstatt einer Pausenzäsur bot dann die Gambistin mit ihrer ebenfalls namentlich nicht genannten Partnerin an der Geige und in Begleitung eines Orgelpositivs die mutmaßlich Premiere der Triosonate Nr. 4 B-Dur aus Dieterich Buxtehudes op. 1 BuxWV 255, mit ihren drei nahtlos ineinander übergehenden Sätzen eine Art Sonata da chiesa, erinnerte sie vom Melodischen her an den zeitgleich in Salzburg amtierenden Heinrich Biber.

Danach drehte Sir John Eliot bewusst die Stimmung in andere Richtung: Dem „Orpheus Britannicus“ Henri Purcell verdankt die Musikwelt die in ihrer Schlichtheit grandios ergreifende Music for the Funeral of Queen Mary, der er nur wenig später ins Grab folgen sollte: zunächst ein simpler, dafür aber umso bewegenderer Trauermarsch, von  Blechbläsern und Trommeln im hintern Bereich des Dom ausgeführt. Erst der Mozart-Zeitgenosse Joseph Martin Kraus sollte für Schwedens König Gustav III. ein ähnlich wirksames Gegenstück schaffen. Auf den Trauermarsch folgen die drei durch eine Canzona getrennten Vokalteile. Diese sind eher homophon, dafür umso nachdrücklicher den Worten entsprechend gestrickt. Ureigenstes Element für den Monteverdi Choir, der zum Ausklang noch mit Zinken, Trompeten, Posaunen, Streichern und Harfe der English Baroque Soloists verschmolz: Johann Sebastian Bachs angeblich für die Verabschiedung von Reichsgraf Joachim Friedrich von Flemming tiefsinnig schwermütig komponierte Motette O Jesu Christ, mein‘s Lebens Licht BWV 118 setzte somit eigentlich keinen positiven Schlusspunkt, zog aber dennoch zu Recht entsprechenden Jubel nach sich. 

Bild: SF / Marco Borrelli

 

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