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Bartoli in die Verlängerung. Und überhaupt: Frauen vor!

FESTSPIELE PFINGSTEN / RÜCKBLICK / AUSBLICK

11/06/19 Die Pfingstfestspiele 2019 hatten 99 Prozent Auslastung. Der Vertrag mit Cecilia Bartoli wurde bis 2026 verlängert. Das Programm 2020 gilt der Musikerin Pauline Viardot-Garcia. Die „Pfingstoper 2020“, Donizettis Don Pasquale, stand 1925 als erste Nicht-Mozart-Oper der Festspiele auf dem Programm – eine Hommage zum 100-Jahr-Jubiläum.

Von Heidemarie Klabacher

„Zwei wichtige Entscheidungen für die Zukunft der Festspiele wurden in diesen Tagen getroffen“, berichtet Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler: „Am 21. Mai hat das Kuratorium den Vertrag unseres so erfolgreichen Intendanten Markus Hinterhäuser verlängert. Seine erste Amtshandlung war es, die wunderbare Cecilia Bartoli zu bitten, ihren Vertrag als künstlerische Leiterin ebenfalls bis in das Jahr 2026 zu verlängern und den Pfingstfestspielen weiterhin ihre besondere Programmatik zu geben. Und Cecilia hat mit Freuden zugesagt.“

„Dass ich inzwischen bereits seit acht Jahren meine Programmideen mit all meinen herrlichen Kollegen und vor allem dem treuen Publikum teilen darf, rührt mich zutiefst“, sagt Cecilia Bartoli. Ideen hätte sie zwar für die nächsten hundert Jahre, doch die Vertragsverlängerung bis 2026 solle auch neuen Projekten im Bereich der Jugendförderung Raum geben, „sodass sich die Vision der von der Bühne getragenen alternden Intendantin hoffentlich nicht erfüllen möge“.

11.400 Besucher aus 49 Nationen sind zu den Pfingstfestspielen nach Salzburg gekommen. Österreich, Deutschland, Schweiz und Frankreich, Russland, Großbritannien, USA, Italien, Japan und Spanien waren die Top Ten-Nationen. „Der Trend der letzten Jahre eines starken Kerns an regelmäßig wiederkehrenden Stammgästen setzt sich auch in diesem Jahr fort. Besonders erfreulich ist, dass der Anteil der Besucher, die mehrere Vorstellungen besuchen auch in diesem Jahr wieder gestiegen ist“, so der kaufmännische Direktor der Festspiele Lukas Crepaz. Die Gesamtauslastung lag bei „beachtenswerten 99 Prozent“. Im Pressebüro waren 89 Journalisten aus 17 Ländern weltweit zu Pfingsten akkreditiert.

Wie geht es weiter? Die Salzburger Festspiele Pfingsten 2020 stehen von 29. Mai bis 1. Juni unter dem Motto La couleur du temps – Die Farbe der Zeit. Mittel- und Schwerpunkt ist das Leben und Schaffen von Pauline Viardot-Garcia (1821–1910), einer Sängerin und Musikbotschafterin Europas, einer Pianistin und Komponistin und einer der einflussreichsten Frauen ihrer Zeit.

„Waren es vor dem 19. Jahrhundert vor allem die Männer und Kastraten, die als herausragende Künstlerpersönlichkeiten das musikalische wie gesellschaftliche Leben beeinflussten, so übernahmen Anfang des 19. Jahrhunderts mehr und mehr Frauen diese Rolle – der 'Divo' wurde zur 'Diva'“, erklärt Cecila Bartoli. „Je weiter die Strahlen der Aufklärung das 19. Jahrhundert erleuchteten, desto mehr wandten sich die Fans von diesen extravaganten, von absolutistischen Monarchen verzogenen jungen Männern ab und einer neuen Gottheit zu: der Primadonna. Von nun an lagen sie Frauen zu Füßen, wunderbaren Künstlerinnen, welche die Werte der postrevolutionären und bürgerlichen Gesellschaft besser verkörperten als Kastraten, deren Künstlichkeit, vom Hochadel so geliebt, plötzlich als unnatürlich angesehen wurde.“

Damit veränderte sich die gesamte Szene: „Frauen waren die neuen Musen für aufstrebende Komponisten, sie nahmen Einfluss darauf, was letztendlich in eine Partitur gelangte, auf die Repertoirepolitik an Theatern, Besetzungen und Gagen. Manch eine von ihnen verfügte über großen gesellschaftlichen Einfluss.“

Ein logischer dramaturgischer Schritt also, den Cecila Bartoli setzt, wenn sie in ihrem nächsten Festival betrachtet, wie es nach dem Kult um die Kastraten, die heuer im Zentrum gestanden sind, weitergegangen ist.

Pfingstoper 2020 ist Gaetano Donizettis Opera buffa Don Pasquale. Cecilia Bartoli übernimmt die Rolle der Norina, die Mitte des 19. Jahrhunderts von Pauline Viardot gesungen wurde. „Ganz besonders freue ich mich auf mein Debüt in Don Pasquale, einer Oper, die ich innig liebe“, so die Bartoli. Die Rolle der Norina singe sie in einer Version mit Variationen, Kadenzen und musikalischen Einschüben, die auf eine Aufführungsserie in Sankt Petersburg 1845 mit Pauline Viardot als Norina zurückgehe. „Die historischen Instrumente im Orchester nehmen das Klangbild auf, welches wir hier in Salzburg bereits für Bellini und Rossini erarbeitet haben“, so die künstlerische Leiterin. Inszenieren werden Moshe Leiser und Patrice Caurier, die zuletzt 2018 mit Rossinis L’Italiana in Algeri einen großen Pfingsterfolg in Salzburg feierten. Gianluca Capuano, der soeben die Alcina dirigiert hat, wird die musikalische Leitung übernehmen.

École classique heißt ein Arienkonzert mit Werken von Rossini, Meyerbeer, Gounod und Händel. Das Geistliche Konzert bringt das Requiem von Gabriel Fauré, der mit Marianne, der Tochter von Pauline Viardot liiert war. Obwohl Viardot sich schon von der Bühne zurückgezogen hatte, kehrte sie im Jahr 1869 noch einmal auf die Bühne zurück, um - auf ausdrücklichen Wunsch des Komponisten - Johannes Brahms‘ Rhapsodie aufzuführen. Die beiden Werke spielen und singen das Orchestre Révolutionnaire et Romantique, der Monteverdi Choir & Soloists unter der Leitung von John Eliot Gardinet.

Das Programm der Salzburger Festspiele Pfingsten 2020 - www.salzburgerfestspiele.at
Bild: Salzburger Festspiele Pfingsten

 

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