Gleich zwei Figaro
Damit ist man nun also endgültig auf der neapolitanischen Opernbühne des 19. Jahrhunderts angekommen – und kratzt doch elegant die Kurve zu Salzburg: Mercadantes Librettist Felice Romani nahm gelegentlich auf Mozart/Da Ponte Bezug. Die Geschichte von deren „Figaro“ geht weiter, Figaro will die Tochter des Grafen an einen seiner Kumpanen verheiraten, um sich mit ihm die Mitgift zu teilen. Aber da hat auch Cherubino ein Wörtchen mitzureden, der die Heiratskandidatin liebt und unter falschem Namen - „Figaro“ ausgerechnet! - auftaucht.
Saverio Mercadante war neben Vincenzo Bellini der bedeutendste Vertreter der neapolitanischen Oper im frühen 19. Jahrhundert. „I due Figaro“ komponierte er aber nicht für Neapel, sondern für Madrid, wo er von 1826-1831 als Musikdirektor der königlichen Opernhäuser wirkte. In Madrider Archiven liegen die Noten, die Neupublikation der Oper sei, so hieß es bei der Programmpräsentation am Samstag (22.5.), eine aufwändige Angelegenheit. Die Oper wird mit dem Teatro Real in Madrid (wo unterdessen Gerard Mortier Direktor ist) und dem Ravenna Festival koproduziert.
Das zweite große Werk, das sich Riccardo Muti im nächsten Jahr mit seinem Jugendorchester vorknöpft, ist das Requiem in c-Moll von Luigi Cherubini: Dieses Stück hat sich Beethoven für seine Begräbnismesse gewünscht, und auch Schumann und Brahms hielten viel von dieser Musik.
Sonst herrscht wieder Originalton auf den Konzertpodien der Pfingstfestspiele: Giovanni Antonini, „Il Giardino Armonico“ und die Sopranistin Robert Invernizzi gestalten neben Kammermusik einige Kammerkantaten von Pergolesi. René Jacobs ist mit der Akademie für Alte Musik Berlin eingeladen und leitet Händels „Aci, Galatea e Polifemo“ - die frühe italienische „Serenata“ wohlgemerkt und nicht die spätere Opern-Umarbeitung. Concerti grossi schließlich spielen Jean-Christophe Spinosi (Violine, Leitung) und das Ensemble Matheus.
In dem Pressegespräch zur Programmpräsentation betonte der Konzertchef der Festspiele, Markus Hinterhäuser, die Unverwechselbarkeit des fünfjährigen Neapel-Schwerpunkts bei den Pfingstfestspielen, „ein Akzent, der bisher nirgendwo in dieser Form stattgefunden hat“.
Mit Neapel ist dann aber endgültig Schluss. Über die Zukunft der Pfingstfestspiele wollte Präsidentin Helga Rabl-Stadler nichts preisgeben; das sei Sache des neuen Festspielchefs Alexander Pereira. (dpk-krie)