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Delikat und triumphal

OSTERFESTSPILE / SÄCHSISCHE STAATSKAPELLE DRESDEN / THIELEMANN

22/03/16 Eine Dame in Rot, zwei Herren im Frack und ein Orchester in Battaillonsstärke samt Dirigent – und dennoch „nur“ ein Streichquartett: Ludwig van Beethovens „Trippelkonzert“ wurde in der Lesart von Christian Thielemann zum delikaten Kammermusikwerk.

Von Heidemarie Klabacher

Die Geigerin Anne-Sophie Mutter, der Cellist Lynn Harrell und der Pianist Yefim Bronfman traten am Montag (21.3.) im Großen Festspielhaus weniger als „Solisten“ auf, denn als Kammermusiker mit einem vierten Partner: der Sächsischen Staatskapelle Dresden in innigster symbiotischer Verschmelzung mit ihrem Chef Christian Thielemann.

Aus dem farbenreichen Streichertimbre der Einleitungstakte heraus entwickelte der Cellist Lynn Harrell die erste jener ruhig strömenden Kantilenen, die den Grundton dieser kammermusikalischen Interpretation vorgaben.

Große Melodien im piano über kleingliedrigen Begleitfiguren lassen sich leicht „transparent“ musizieren. Dieser Truppe gelang das Kunststück auch in den immer wieder überraschend und wild auffahrenden Passagen. Dabei war genug Luft und Raum für die Virtuosen - für atemberaubend präzise parallele Läufe zwischen Geige und Cello oder delikate Fioraturen des Klaviers etwa im Dialog mit pulsierendem Streicher-Pizzicato.

Wie spannend und spannungsvoll hat Christian Thielemann die Übergänge zelebrieren lassen und dabei die Erwartungshaltungen immer wieder irritiert und neu herausgefordert: Horn und Fagott haben soeben die Stimmung eingetrübt, das Solo-Cello stimmt ein – und macht quasi auf einem Ton für alle die Kehrtwendung zurück zur Heiterkeit. Ein bockig tänzerischer tutti-Aufschwung kündigt sich an – und führt in eine beängstigende (moderne) Auflösung beinahe des harmonischen Grundgerüsts.

„Konzertant für Violine, Violoncello und Pianoforte mit dem ganzen Orchester“ hat Beethoven selber das Tripelkonzert C-Dur op. 56 bezeichnet. Die kammermusikalische Qualität des „Brockens“ haben Anne-Sophie Mutter, Lynn Harrell, Yefim Bronfman und die Sächsische Staatskapelle Dresden überwältigend deutlich gemacht.

Die Programme der Osterfestspiele haben heuer etwas Monumental-Wunschkonzertartiges. Auf Beethovens „Tripelkonzert“ folgten Peter Iljitsch Tschaikowskis „Romeo und Julia. Fantasie-Ouvertüre“ und Franz Liszts „Les Preludes. Symphonische Dichtung Nr. 3“. Die kommen meist als effektvolle „Knaller“ daher. Christian Thielemann hat den sattsam bekannten Stücken feinste Nuancen abgelauscht und so Aufruhr und Aufschwung – und die wenigen Augeblicke puren Triumphs in „Les Preludes“ – umso stärker zur Wirkung gebracht.

Wie die Musik zu einem frühen Fellini-Film wirkte Tschaikowskis „Romeo und Julia Fantasie“ in ihrem warmen reich tembrierten Sepia-Ton. Die präzisen Florett- oder Säbelhiebe der Kämpfe und Turbulenzen in Verona schienen in der Lesart Thielemanns die gleiche Funktion zu haben, wie die Ansätze zum Triumphalismus in „Les Preludes“: den Facettenreichtum der ruhigen Passagen umso intensiver spürbar zu machen.

Der Jubel war enorm. Der Abend ein Erlebnis.

Das Programm wird am 28. März um 19 Uhr im Großen Festspielhaus wiederholt – www.osterfestspiele-salzburg.at
Bild: Osterfestspiele / Wolfgang Lienbacher

 

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