Der ausgeräumte Kreis um die Weltesche
OSTERFESTSPIELE / JUBILÄUM 2017
20/03/16 „Wir spielen halt die Walküre, ohne einen Ring als Ganzes zu produzieren.“ So Christian Thielemann vorausschauend auf die Osterfestspiele 2017. Warum die Walküre? Weil es Jubiläums-Festspiele sind. Vor fünfzig Jahren begann Karajan eben mit diesem Werk.
Von Reinhard Kriechbaum
Osterfestspiel-Intendant Peter Ruzicka: „Unser Blick ist gefallen auf das ikonenhafte, zeitlose Bühnenbild von Günther Schneider-Siemssen.“ Das war der ausgeräumte Kreis um die Weltesche. Dieses also wird rekonstruiert, nicht aber die damalige Inszenierung. Also wird Vera Nemirova Regie führen. Peter Seiffert wird Siegmund sein, Anja Harteros die Sieglinde, Georg Zeppenfeld der Hunding, Anja Kampe die Brünnhilde, Christa Mayer die Fricka. Und Wotan? „Der Wotan-Markt ist ähnlich leer geräumt wie der Otello-Markt“, sagt Christian Thielemann, aber einen Wotan habe man für nächste Ostern: Vitalij Kowaljow heißt er, dieser Sänger sei „auch von Bayreuth noch nicht entdeckt“. Die Walküre koproduziert man mit dem Bejing Music Festival.
Insgesamt wird es mit der Neuproduktion im historischen Bühnenbild darum gehen, eine „Diskussion über die Ästhetik Karajans anzustoßen“, so Thielemann. Man spricht von einem Schwerpunkt „WalküRe“, will aber das Retrospektive keineswegs betont wissen, sondern den ästhetischen Abgleich mit dem heute suchen.
Eine Ausstellung zur Geschichte der Opernfestspiele ist geplant und zwei Symposien werden abgehalten, eines davon wird die Möglichkeiten und Entwicklungen von Musikaufzeichnungen von der Karajan-Zeit bis heute behandeln.
Einen „Lohengrin“ gibt es auch, aber nicht jenen von Wagner, sondern ein 50-Minuten-Werk von Salvatore Sciarrino. Diese Komposition ist zwar als „Azione invisibile“ bezeichnet, aber dass dem nicht so ist, dafür soll Film- und Opernregisseur Michael Sturminger sorgen. Die Koproduktion mit der Semperoper Dresden wird drei Mal in der Großen Aula gezeigt.
Im Jubiläumsjahr lassen sich die Osterfestspiele nicht lumpen, was Orchesterkonzerte anlangt. So lädt man für Nachmittagstermine die Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle für Mahlers „Sechste“ ein, und Beethovens „Neunte“ macht Christian Thielemann mit den Wiener Philharmonikern. Die waren ja auch mal kurzzeitig zu Ostern in Salzburg, 1990, nachdem Karajan sich mit den Berliner Philharmonikern überworfen hatte. Für das „Konzert für Salzburg“ baut man 2017 auch auf Altmeister Georges Pretre und auf den jungen Lorenzo Viotti.
Im Orchester-Hauptabendprogramm: Mahlers „Neunte“ unter Franz Welser-Möst, Bruckners „Romantische“ unter Thielemann und das Fauré-Requiem sowie die „Orgelsymphonie“ (Nummer drei) von Camille Saint-Saens unter Myung-Whun Chung mit Cameron Carpenter an Tasten und Pedalen.
Der Pianist Daniil Trifonov spielt unter Thielemann ein Mozart-Konzert. Trifonov ist Karajan-Preisträger 2017 (eine mit sagenhaften 50.000 Euro dotierte Auszeichnung). Dafür ist er aber auch Artist in residence und wird in den Kammerkonzerten der Staatskapelle dabei sein.
Über die Vertragsverlängerung von Christian Thielemann und der Staatskapelle Dresden wird voraussichtlich nächste Woche entschieden. Nichts spricht wohl dagegen, dass sie drei weitere Jahre (es geht um 2018, 2019 und 2010) bleiben. Bis 2020 läuft auch der Intendanten-Vertrag von Peter Ruzicka.