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„Grand Opera auf Italienisch“

OSTERFESTSPIELE / VORSCHAU 2024

16/03/23 Seit achtzehn Jahren steht Sir Antonio Pappano an der Spitze des Orchestra dell’ Accademia Nazionale di Santa Cecilia. Wenn er und sein römisches Ensemble zu den nächstjährigen Osterfestspielen Salzburg kommen, wird er bereits „Emeritus“ dieses Klangkörpers sein. Die Oper 2024: La Gioconda. In den Hauptrollen: Anna Netrebko und Jonas Kaufmann.

Von Reinhard Kriechbaum

Diese 1876 uraufgeführte Oper von Amilcare Ponchielli ist außerhalb Italiens nicht wirklich heimisch geworden. Jonas Kaufmann, der heute Donnerstag (16.3.) auch kurz vorbeischaute bei der Presse-Programmpräsentation des Osterfestspiel-Programms 2024, erklärt das mit den besonderen Anforderungen an die Sängerbesetzung. „Man muss den Klassenbesten jeden Fachs dafür finden“, sagt er nicht ganz uneitel. Er wird die Partie des Enzo Grimaldo das erste Mal auf der Bühne geben, heuer steht für ihn eine Art konzertanter Generalprobe der Gioconda im fernen Australien bevor, erzählt er.

Kaufmann probt gerade den Tannhäuser für die diesjährigen Osterfestspiele, also eine ganz andere Opernwelt. „Der Mix der Fächer ist enorm wichtig“, sagt er. Das mache sich sogar bei Wagner bezahlt, denn gerade für die Partie des Tannhäuser seien die Ansprüche an den Sänger in den drei Akten grundverschieden, „weil die Entstehung bis zu zwanzig Jahre auseinander liegt“.

Sir Antonio Pappano, seit 2005 Chefdirigent des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, sinniert über die musikalische DNA seines Orchesters. „In Italien macht man Oper – aber das ist ein symphonisches Orchester!“ Freilich habe er mit der Accademia Nazionale di Santa Cecilia viel aufgenommen. „Aber ist das Identität?“ Jedenfalls eine Herausforderung. Nikolaus Bachler, bekräftigend: „Wir wollen Authentizität hier haben, deshalb holen wir auch den Chor der Accademie Santa Cecilia nach Salzburg.“

Die Sängerbesetzung garantiert ausreichend Publikum: Die Titelrolle singt Anna Netrebko, es wird – weil coronabedingt aus der Turandot 2021 nichts wurde – ihr Debüt bei den Osterfestspielen. Neben ihr und Jonas Kaufmann singen Agnieszka Rehlis, Eve-Maud Hubeaux, Tareq Nazmi und Luca Salsi. Es inszeniert der britische Regisseur Oliver Mears, Intendant des Royal Opera House Covent Garden, mit dem man La Gioconda koproduziert. Bachler: „Aber auch die römische Oper interessiert sich für die Produktion.“

Sir Antonio Pappano wird zwei der drei Konzerte dirigieren: Auch in Verdis Requiem ist Jonas Kaufmann dabei, außerdem Sonya Yoncheva, Judit Kutasi und Michele Pertusi. Der Chor aus Rom wird vom Bachchor Salzburg verstärkt.

Außergewöhnliches findet sich in einem Orchesterkonzert mit italienischem Repertoire zwischen Luigi Boccherinis La ritirata da Madrid (in einer Fassung von Luciano Berio) und Respighis Tondichtungen Fontane di Roma und Pini di Roma – diese beiden Stücke wurden von der Accademia di Santa Cecilia uraufgeführt. Dazwischen: Amilcare Ponchiellis Elegia, über die Pappano sagt: „Mit viel Tristan, Richard ist immer da – aber dann wird’s italienisch.“ Und als weiteres Rarissimum Juventus von Victor De Sabata, der nicht nur dirigiert, sondern eben auch komponiert hat.

Ein Orchesterkonzert steht unter der Leitung von Jakub Hrůša, dem Ersten Gastdirigenten der Santa Cecilia und designiertem Musikdirektor des Royal Opera House Covent Garden (er leitete im Vorjahr im Sommer Katja Kabanova bei den Festspielen). Les Fresques de Piero della Francesca sind eine symphonische Dichtung von Bohuslav Martinů, uraufgeführt übrigens 1956 bei den Salzburger Festspielen unter Rafael Kubelik. Darauf folgen Le carnaval romain und Harold en Italie von Hector Berlioz. Pinchas Zuckerman spielt das exponierte Bratschen-Solo.

Zwei Liederabende sind geplant: Christian Gerhaher und Gerold Huber, sein langjähriger Partner am Klavier, gestalten Lieder von Brahms. Die Sopranistin Lise Davidsen und der Tenor Freddie De Tommaso singen Arien, Lieder und Duette von Wagner über Verdi bis Puccini und Tosti.

Mit Tanz und spätabendlicher elektronischer Musik werde es auch weitergehen, kündigt Osterfestspiel-Intendant Klaus Bachler an – aber da warte man die Erfahrungen aus den Osterfespielen dieses Jahr ab und werde kurzfristig planen. Was die Karten fürs Hochpreis-Festival anlangt, verweist Bachler auf das Angebot des „Abo-to-Go“ (Oper, ein Orchesterkonzert, ein Liederabend) mit dreißig Prozent Nachlass – und nur an der Kasse vor Ort erhältlich. Außerdem gibt es Angebote „U27“, also für Publikum unter 27 Jahren, angeboten in Kooperation mit der Ticket Gretchen App.

Osterfestspiele 2024 – www.osterfestspiele.at
Bilder: Stills vom Pressegespräch

 

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