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Der eindrucksvolle Abschied

OSTERFESTSPIELE / KONZERT FÜR SALZBURG

15/04/22 Es war ein doppeltes Finale. Nicht nur das letzte Konzertprogramm der Staatskapelle Dresden bei den Osterfestspielen (bevor der Orchesterkonzert-Zyklus ab heute Freitag in die Wiederholung geht). Es war auch das letzte Konzert für Salzburg. Dieses Format wird es künftig bei den Osterfestspielen nicht mehr geben.

Von Reinhard Kriechbaum

Das mit dem Konzert für Salzburg war ja sowieso so eine Sache, die mehr der Imagepflege einerseits, der Finanzierung andrerseits geschuldet war. Indem man ein Orchesterkonzert außerhalb des Zyklus angeboten hat, suggerierte man so etwas wie eine Öffnung. Solche Signale braucht's, Auch Nikolaus Bachler, der jüngst in Zeitungsinterviews nun eher wieder einer gewissen Exklusivität das Wort redete – unpopulär, aber duraus auch eine Marketingstrategie – wird auch in Zukunft nicht ganz auf solche Signale verzichten (Gewandhaus Brass). Mehr als Marken-PR war das Konzert für Salzburg letztlich doch nicht. Aber ein paar Salzburger Konzertgeher hat man doch auch entdeckt.

Der wohl triftigere zweite Grund fürs Konzert für Salzburg lag im Ökonomischen. Ein spielfreier Tag fürvein Orchester kostet, und gerade zu Ostern ist's kein Kunststück, das Große Festspielhaus so gut wie voll zu kriegen.

Wie auch immer: Am Donnerstag (14.4.) gab's ausschließlich Grund zur Freude, und man hatte sowohl in Beethovens Tripelkonzert als auch in der Vierten von Brahms hinlänglich Gelegenheit, noch einmal über die außerordentlichen Qualitäten der Staatskapelle nachzudenken. Mit diesem Orchester hatte Salzburg nach dem Weggang der Berliner Philharmoniker ab 2013 das große Los gezogen. Es gibt ja viele gute Orchesterkollektive, aber wenige mit wirklichem Klang-Charisma. Und wenn man diesmal, besonders markant am Bdeginn des zweiten Satzes der Brahms-Symphonie, hineingehört hat in den Bläsersatz – das ist nicht nur Perfektion, sondern Unverwechselbarkeit. Davon gibt’s nur eine handvoll Orchester, die den eigenen „Sound“ so kultuvieren.

Myung-Whun Chung stand diesmal am Pult, und er entfesselte in der Vierten mit dramaturgischem Spürsinn bei den Instrumentalisten Kräfte, die am fünften Auftrittsabend en suite auch nicht jedem Orchester gegeben sind. Ein prägender Eindruck seit 2013: Nicht ein einziges Mal war ein Anflug von bloßer Routiniertheit zu erkennen. Jeder Musiker, jede Musikerin in der Staatskapelle hat über die Jahre in Salzburg einfach das Beste gegeben. Myung-Whun Chungs Zugang zu Brahms: Sehr bewusst schien er jeweils an den Satzanfängen die Stimmung vage zu halten, um dann im Verlauf schrittweise nachzuschärfen, Spannungs-Knotenpunkte zu festigen und von dort, knallig im Einzelnen, Energie freizusetzen.

Ein ganz anderes Bild vor der Pause, als der Dirigent am Klavier saß und zwei Musiker aus den Reihen der Staatskapelle, Matthias Wollong (Violine) und Norbert Anger (Violoncello), das Solistentrio komplettierten. Das Tripelkonzert hat seine Tücken, Ecken und Kanten zuhauf, über die manche Interpreten durchaus mit Blessuren schrammen. Hier herrschte ein mehrheitlich kollegialer Tonfall. Nur ein Beispiel aus dem Eröffnungssatz: Das Solovioloncello und seine Allianzen mit den Solobratschen, denen die Solovioline entspricht, indem sie mit den Hörnern dialogisiert. Myung-Whun Chung war pianistisch präsent, aber er drängte sich nie in den Vordergrund. Das hätte leicht passieren können, denn die beiden Solostreicher wirkten stets auch ein wenig zurückhaltend. Sie sind beide keine Rampensäue. So kamen besonders gut die lyrischen Wendungen – immer wieder zurückgenommen auch in den Tempi – zur Geltung.

Heute Donnerstag (15.4.) begnnt der zweite Konzert-Dreierzyklus; am Ende steht nochmal Wagners Lohengrin und am Ostersonntag (17.4.) um 15 Uhr das zweite Kammerkonzert in der Großen Aula – www.osterfestspiele-salzburg.at
Bilder: OFS / Erika Mayer

 

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