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Nicht nur „ongherese“

OSTERFESTSPIELE / BUSCH QUARTETT / TAMESTIT

13/04/22 Der Andrang beim ersten Kammerkonzert der Osterfestspiele hielt sich trotz Antoine Tamestit als Gaststar beim Fritz Busch Quartett in Grenzen. Die Große Aula zeigte sich durchwachsen gebucht. Hat man deswegen mit Mozart statt - wie versprochen - Bartók wenigstens die Anwesenden versöhnen wollen?

Von Horst Reischenböck

Mangelndes Interesse an Kleinformatigem ist dem Publikum der Osterfestspiele nicht wirklich nachzusagen. „Abschreckend“ wirkte vielleicht die Werkfolge György Kurtág auf Béla Bartók. Vielleicht deswegen die so kurzfristig vor Konzertbeginn angekündigte Programmänderung? Vier Herren aus den Reihen der Sächsischen Staatskapelle Dresden firmieren seit vier Jahren unter dem Namen des einst berühmten Dirigenten Fritz Busch: Federico Kasik und Tibor Gyenge, Violine, Michael Horwath, Viola, und Titus Maack, Violoncello, ersetzten Bartóks Streichquartett Nr. 1 a-Moll op.7 Sz 40 – ein Werk, das auch konservativere Hörgewohnheiten keineswegs irritiert und weit besser gepasst hätte – durch Mozarts Streichquartett C-Dur KV 465 Dissonanzenquartett 

So zurückhaltend, wie die vier Herren in die namensgebenden Dissonanzen der Einleitung einstiegen, wurden diese noch selten gespielt. Und trotz aller Tonschönheit war auch der weitere Verlauf von eher scheuer Reverenz vor dem Genius loci geprägt. Die Wiedergabe wirkte jedenfalls auch nicht unbedingt, wie möglicherweise gedacht, als Versöhnungsgeste.

Dann, nach der Pause, war das Podium frei für Antoine Tamestit. Im Alleingang präsentierte er zunächst ein paar der Miniaturen aus den Signs, Games and Messages von György Kurtág. Die Numer In nomine – all’ongherese überrumpelt vorerst mit typisch magyarisch vehementem Ausspielen der tiefsten Bratschen-Saite, ehe sich Tamestit in lichte Meditation verlor. In … eine Blume für Tabea …, Tamestits Lehrerin Tabea Zimmermann gewidmet, ließ der Solist Vögel mit Flageolett-Tönen zwitschern. Für das kurze Perpetuum mobile zum Abschluss des mobilisierte er nochmals mitreißend rhythmische Energien.

Danach integrierte Antoine Tamestit sich als perfekt mitgestaltender Partner für Johannes Brahms‘ Streichquintett G-Dur op. 111 ins Fritz Busch Quartett: In ideal anmutender Übereinstimmung gerieten besonders die lyrischen Passagen und die nachdenklich ausformulierten melancholischen Binnensätze eindrucksvoll. Ruhig strömende Gedanken, die Johannes Brahms im Finale durch einen publikumswirksam stürmischen, zigeunerhaft-ungarisch geprägten Csardas hinweg wischt. Das kam erwartungsgemäß temperamentvoll daher und wurde dankbar bejubelt.

Bilder: OFS / Julien Mignot

 

 

 

 

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