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Die Stunde des Bachchores

OSTERFESTSPIELE IM HERBST / REQUIEM

30/10/21 Nachgeholte Osterfestspiele um Allerheiligen mit Mozarts Requiem zu eröffnen, ist eine aufgelegte Programm-Idee. KV 626 interpretieren dieser Tage landauf landab ja so ziemlich alle Chorleiter, die die erforderlichen Instrumentalisten und ein Solisten-Quartett aufbieten können.

Von Heidemarie Klabacher

Das Tuba mirum gelingt dann Solo-Posaunisten und Bass-Solisten wahlweise mit oder ohne Hoppala, mit oder ohne Atemnot. Sollte man mal statistisch erheben. Im Großen Festspielhaus in Salzburg gab es jedenfalls beides. Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle Dresden eröffneten die „Osterfestspiele im Herbst“ mit Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem in der Fassung von Franz Xaver Süßmayr. Es sangen der Bachchor Salzburg sowie Golda Schultz, Christa Mayer, Sebastian Kohlhepp und René Pape.

Christian Thielemann dirigierte mit Bedacht nach Noten. Auf eine zeitgemäße – von klangrednerischem oder sonstigem Gestaltungswillen zeugende – Mozart-Interpretation schien sich der Wagner-Experte nicht einzulassen. Zum ersten und einzigen Mal Spannung stellte sich im Agnus Dei ein. Das war ein Kabinettstück im Pianissimo, in dem Orchester- und Chorklang einander bis zur Verschmelzung durchdrangen.

Im übrigen waren die gut 55 Minuten Spieldauer die Stunde des Bachchores Salzburg. Einstudiert von Christiane Büttig, konnten sich die Sängerinnen und Sänger mit klanglicher Grandezza auf die langsamen Tempi Thielemanns einlassen, die feierlichen Linien zelebrieren, die geradezu gemütlich anfallenden Koloraturen mit umso größerer Präzision perlen lassen. Locker und wendig die dramatischen Stellen. Duftig bis hinauf in ihre heiklen Höhen die Voca me-Rufe der Sopranistinnen. Die schnellen Stimmungswechsel auf oft nur wenigen Takten – etwa im Confutatis – hatten die Präzision von Filmschnitten. Das Solistenquartett zeigte keine solche klangliche Homogenität und ließ, besonders in Sopran und Alt, auch Textverständlichkeit vermissen.

Der Beifall wirkte ratlos, dabei freundlich. Das volle Haus ermannte sich zu zwei, drei prolongierten Applaus-Aufschwüngen. Es war auch noch recht früh zum Heimgehen.

www.osterfestspiele-salzburg.at
Bild: OFS / Matthias Creutziger

 

 

 

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