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Aber so was von schön...

OSTERFESTSPIELE / STAATSKAPELLE / THIELEMANN

27/03/18 Was für ein Holzbläser-Chroma im dritten Satz von Brahms' Zweiter Symphonie: Das sind jene Momente – und derer gibt es so wenige nicht bei den Osterfestspielen –, in denen einem bewusst wird, wie sehr dieses Festival mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden gewonnen hat.

Von Reinhard Kriechbaum

Wohlgemerkt: Es hat eben nicht nur mit Christian Thielemann gewonnen, sondern mit diesem Orchester, das so wohltuend seine Individualität herausstreicht. Doppelt bewusst wurde das am Montagabend (26.3.) im Großen Festspielhaus, in dessen Verlauf Sol Gabetta den mit 50.000 fürstlich hoch dotierten Herbert-von-Karajan-Preis aus Eliettes (der Stifterin) Händen überreicht bekommen hat. Zuvor spielte sie Schumanns Cellokonzert, und da hatte man ausreichend Gelegenheit, über das Eigenständige in der Musik nachzudenken.

Klar doch, für die 36jährige argentinischstämmige Cellistin kommt diese Auszeichnung wohlverdient. Sie steht genau für jenen Musikbetrieb, der auf internationalen Austausch getrimmt ist. Die Dirigenten, Orchester und Solisten sind auf einen hohen technischen Level und Austauschbarkeit eingeschworen, was eine Verständigung in möglichst flexiblen und unauffälligen Kombinationen möglich macht. Wer in dieser Upper-Class mitspielt, muss die entsprechende Leistung bringen, egal wie lange die Anreise auf Schiene, Auto oder auf dem Luftweg gedauert hat. Und egal, wer heute Abend gerade die Partner sind. Wenig Ecken und Kanten und bloß kein merkbarer Jetlag, das ist die Haupttugend. (Sol Gabetta lebt in der Schweiz, nach salzburg droht also kein Jetlag.)

In dieser Cello-Upperclass spielt Sol Gabetta also auf denkbar überzeugende Art mit, als Solistin ebenso wie als Kammermusikerin. Die Lyrismen, mit denen Robert Schumann gerade in diesem Konzert Mendelssohn Bartholdy ein Denkmal setzte, lässt sie mit sagenhafter Ebenmäßigkeit und angenehmer Eloquenz fließen. Schumann schrieb über Mendelssohn, ihm spiele „immer ein Lächeln um den Mund“. Ein solches Lächeln strahlte in dieser halben Stunde.

Soll Musik dauerlächeln? Das Votum der Zuhörer hat eindeutig dafür gesprochen. Thielemann und die Staatskapelle hätten gar nicht so wenig griffige Anknüpfungspunkte geboten, auf dass auch etwas an Spannung hätte wachsen können. Hat nicht wollen sein und wurde auch nicht vermisst. Eine Cello-Schnulze (gemeinsam mit weiteren vier Cellisten des Orchesters) als Zugabe? Gleich belanglos, aber so was von schön...

Thielemann und sein Dresdner Orchester stehen eben für andere Qualitäten. Musik kann und darf Widerspruch herausfordern. Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre eingangs, da wurde der motorische Input auffallend zurückgeschraubt, und das mag ein Stück historische Wahrheit anzeigen: Mendelssohn hat die Inselgruppe mit dem Raddampfer um- oder durchfahren, und die Wellen haben sich drumherum höchstens gekräuselt. Dafür in Brahms „Zweiter“ recht nachhaltige Hinweise darauf, dass die friedlichen Stimmungen durchaus trügerisch sind. Die Partitur wirkte von Christian Thielemann zerlegt wie zur Generalreinigung und dann so zusammengebaut, dass jedes Rädchen in der Staatskapelle wie frisch geölt und leichtgängig wirkte.

Das Konzert wird am Samstag (31.3.) um 19 Uhr wiederholt, Hörfunkübertragung am Ostermontag (2.3.) um 11.03 in Ö1 – www.osterfestspiele-salzburg.at
Bilder: OFS / Matthias Creutziger

 

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