Das Festival zur Schallplatte
SALZBURG MUSEUM / 50 JAHRE OSTERFESTSPIELE / WALKÜRE 1967-2017
09/04/17 Apollo 1 war unterwegs zum Mond und wurde erfreulicherweise nicht vom James Bond-Bösewicht des Jahres 1967 gekapert. Das Persische Kaiserpaar – hat sie nicht Soraja geheißen – war noch „glücklich“ verheiratet. England dementierte eine royale Ehekrise. Und in Salzburg wurden die Osterfestspiele gegründet. - Eine spannende Schau im Salzburg Museum macht Zeitgeschichte lebendig.
Von Heidemarie Klabacher
Wie die Heldinnen und Götter auf der Bühne im Großen Festspielhaus, schreiten auch die Ausstellungsbesucher auf unebenem, leicht ansteigendem vulkanischem Gelände – im Dunklen umwogt von kosmischem Pixelnebel – hinein in die Welt der „Walküre“...
Die Max-Gandolph-Bibliothek ist genau so lang, wie das Bühnenportal im Großen Festspielhaus breit. Das ist zwar ein Zufall, hat die Ausstellungsmacher dennoch inspiriert, dem klassisch-weißen Prunkraum eine eindrucksvolle theatralische Installation einzuschreiben.
Die Steigung der Eingangsrampe, der Untergrund – all das entspreche der realen Situation, die derzeit auf der Bühne im Großen Festspielhaus herrscht, berichtete Margarethe Lasinger, die Kuratorin der gemeinsamen Ausstellung von Osterfestspielen und Salzburg Museum: „Eine riesige Bühnenmalerei von Günther Schneider-Siemssens Weltesche, die dieser 1967 auf die Walküre-Bühne gebaut hat, simuliert die originalen Dimensionen.“ Die Ausstellungsarchitektur besteht aus einfachen Theaterwänden und Podesten, ganz wie in einer echten Festspielproduktion: Gebaut wurde die Ausstellungskulisse von den Werkstätten und technischen Abteilungen der Salzburger Festspiele.Spannend ist die Gegenüberstellung der Produktionen von 1967 und 2017. Im Film Naissance d’un opéra, einem raren Dokument aus dem Jahr 1967 kann man Herbert von Karajan bei Proben zuschauen. Gründungstexte, Interviews, Korrespondenzen, Zeitungsausschnitte und Fotos dokumentieren die Vorbereitungen zur Installierung der Osterfestspiele, Herbert von Karajans Vision und Konzeption. Eine echte Rarität: die Aufzeichnung der Walküre-Generalprobe von 1967.
Mit der Aufführung der „Walküre“ im Großen Festspielhaus präsentierte Herbert von Karajan vor fünfzig Jahren die „Osterfestspiele“ – wie jede Neuheit in Salzburg kritisch beäugt und kommentiert: Verletzungen des Festspielgesetzes wurden vermutet, seitens der Kirche monierte man die mangelnde Abstimmung der Termine mit der Liturgie der Karwoche...
Manches regelt sogar in Salzburg einfach die Zeit. Und so lässt die Ausstellung „WalküRe 1967 · 2017 – Re-Kreation eines Bühnenwerks“ mit einfach Staunen zurückblicken: erstens also auf die Produktion der „Walküre“ und ihr „making of“; zweitens auf die „Vision“ Herbert von Karajans, samt positiven und zunächst durchaus auch negativen Rückmeldungen auf diese Vision – etwa in Form zahlreicher Zeitungsausschnitten und Dokumente; und drittens auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund samt Apollo 1 und James Bond, Testbild und Thomas Bernhard-Erstveröffentlichung.
Im „Salon Herbert“ ist die Alltagsgeschichte der Sechzigerjahre wiederbelebt worden, in einer besonders reizvollen, dabei unprätentiös und lebendigen Zeitgeschichtsschau. In den Büchern und Zeitschriften darf man blättern, Sendungen aus Radio und Fernsehen ergänzen den historischen Rückblick.