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Es dauert, bis das aus den Köpfen raus ist

NACHGEFRAGT / JOSEFA HÜTTENBRENNER

11/11/21 Der Herbst ist „gut gelaufen“. Natürlich nicht im „gewohnten Ausmaß“, sondern mit doch immerhin zwanzig Prozent weniger Publikum im Vergleich zu früher. Josefa Hüttenbrenner ist die kaufmännische Leiterin der Salzburger Kulturvereinigung. Sie berichtet aus der deutlich dramatischer werdenden Situation.

Von Heidemarie Klabacher

„Da ist eine Fahrgemeinschaft von vier Freundinnen aus dem Oberösterreichischen. Eine von ihnen ist infiziert oder nicht geimpft und kann nicht kommen – und die drei anderen fahren aus Solidarität auch nicht ins Konzert nach Salzburg.“ Solche Beispiele höre sie derzeit immer wieder aus dem Kartenbüro, erzählt Josefa Hüttenbrenner.

Das Herzstück auch der Salzburger Kulturvereinigung sind ihre Abonnentinnen und Abonnenten. „Wir waren begeistert und dankbar, dass wir im Herbst soviel haben machen können.“ Dennoch zähle man jetzt insgesamt etwa an die zwanzig Prozent Abonnenten weniger. Auch „weil Nicht-Geimpfte ihr Abos teils gar nicht verlängert haben“.

Und jetzt gerade ist es noch problematischer. Dieser Tage laufen die drei Abo-Konzerte mit der NDR Radiophilharmonie unter Andrew Manze und dem Trompeter Sergei Nakariakov im Großen Festspielhaus. Da hätten weitere zwanzig Prozent ihre Plätze zur Verfügung gestellt. Und man habe auch weniger Einzelkarten verkauft. Die Kunden seien sofort nach Inkraft treten von der 2G-Regel und den Verschärfungen verständigt worden. „Wir haben hoffentlich alle auch rechtzeitig erreicht.“ Tatsächlich hätten sich viele gemeldet und ihr Abo für diesen Termin „ruhend gestellt“ (das heißt, der Termin „verfällt“ für die Kunden nicht, diese können später einen neuen Konzerttermin wählen).

Schon im September hat die Kulturvereinigung auf FFP2-Maskenpflicht umgestellt. „Das haben damals nicht alle so gern akzeptiert. Dafür sind inzwischen alle die FFP2-Maske gewohnt, es ist also momentan keine Verschärfung für unser Publikum“, schätzt Josefa Hüttenbrenner das Befinden ein. Tatsächlich gingen dieser Tage „nur mehr die Leute ins Konzert, für die es zur Lebensqualität dazugehört“. Spontaner Konzertbesuch „fällt eher weg“.

„Resignation ist schon vorhanden“, sagt die kaufmännische Leiterin. Bei Änderungswünschen sei man „extrem kundenfreundlich“. Wünsche würden ohne Diskussion akzeptiert, „in der Hoffnung, dass alle auch wieder kommen“.

Kurzer Blick zurück: Dass die Kulturvereinigung von der Liquidität her – noch – kein Problem habe, verdanke sich neben Rücklagen auch der Tatsache, dass viele ihr Geld auf dem Kundenkonto liegen ließen. Aber eine Eigenwirtschaftlichkeit von derzeit 69 Prozent gegenüber normalerweise 94 Prozent spricht Bände: Das sagte schon vor einem halben Jahr Thomas Heißbauer, der künstlerische Leiter der Kulturvereinigung, zum DrehPunktKultur. „Und das gilt noch immer so“, bestätigt die kaufmännische Leiterin.

Ohne Geld keine Musik? Der NPO-Fond (für Non-profit-Organisationen) sei noch nicht verlängert worden. „Wir werden sehen ob da noch was kommt.“ Wenn keine Trendwende kommt? Wenn staatliche Hilfen (für die Kulturvereinigung ohnehin traditionell niedrig) ausbleiben? „Dann wird es im Laufe des nächsten Jahres eng“, fasst Josefa Hüttenbrenner zusammen. „Wir können schon reduzieren, aber das würde erst 2024 schlagend. Wir planen ja drei Jahre voraus. Und wir können nicht ein Konzert absagen, weil unsere Einnahmen zurückgehen.“

Eine Reisewarnung wäre eine Katastrophe. „Die NDR Radiophilharmonie ist zum Glück schon schon da, hat ihren ersten Termin schon gespielt.“ Das Basque National Orchestra wird im Dezember erwartet: „Wir hoffen, dass die Basken kommen.“

Bild: KV
 

 

 

 

 

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