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CAMERATA SALZBURG / NEUJAHRSKONZERT

02/01/15 Josef Radauer ist zu Jahreswechsel immer wieder gut für publikumswirksam zündende Ideen. Diese würzt er aus dem Hintergrund, der Kontrabass-Reihe der Camerata, mit launigen Worten. Das begeistert angenommene Menü diesmal im Großen Saal des Mozarteums: „Grüße aus Küche und Keller“.

Von Horst Reischenböck

„Chefkoch“ war im Neujahrskonzert der Camerata deren Konzertmeister Gregory Ahss, der es sich allerdings versagte, so wie im Interview im Programmheft angekündigt, auch als „Stehgeiger“ zu fungieren.

Nicht nur die Kollegen Wiener Philharmoniker setzten zu Neujahr den „dänischen Strauß“ Hans Christian Lumbye aufs Programm. Als Aperitif eignet sich dessen spritziger „Champagne Galop“ op. 14 vorzüglich. Majestätisch auftrumpfend folgten Auszüge aus dem barocken „Concert donné au soupé du Roy“. Jean-Baptiste Lully hat diese Appetithappen für Ludwig XIV. komponiert. Da hätte sich als Ergänzung aus neuerer Zeit übrigens als Ergänzung auch Bernd Alois Zimmermanns geistreich-witzige „Musique pour les soupers du Roi Ubu“ denken lassen.

Der Gedankensprung in die Tafelmusik des „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadé Mozart war ein kurzer, denn das „rituelle Feuer“ loderte bereits aus Manuel de Fallas Ballett „Der Liebeszauber“. Dort wird ein Kapaun gebraten.

Auch Huhn wurde serviert. Nicht als Jean Philippe Rameaus „La Poule“, sondern ein Namensvetter in gestalt der auch für Frankreich entstandenen g-Moll-Sinfonie Hob. I:83 von Joseph Haydn, mit ihrem Oboe-Gegacker des Seitenthemas im Kopfsatz. Im Anschluss daran allerdings mit Paprika reichlich gewürzt, durch Johannes Brahms' in derselben Tonart stehenden „Ungarischen Tanz“ Nr. 5.

Sorgten schon zuvor Hahn und Köchin mit ihrem Auftritt auch optisch für Amüsement, so leitete die Fantasie op. 126 von Johann Strauß Vater über den „Carneval in Venedig“ - bekannt durch den untergelegten Text „Ein Hund kam in die Küche“ - nach all dem darin von den einzelnen Camerata-Virtuosen exerzierten auch Klamauk beschwingt in die Pause. Danach ließ man wieder die Korken knallen, gleich mehrmals: In der „Champagner-Polka“ op. 211 von Johann Strauß Sohn, die passend flüssig im Geiste ergänzt weurde um Johann Nepomuk Wendts Bearbeitung von Don Giovannis so genannter „Champagner“-Arie und Pedrillo/Osmins „Bacchus“-Lobpreisung aus der „Entführung aus dem Serail“. Ideale Gelegenheit für die Orchester-eigene Bläser-„Harmonie“, sich zu acht klanglich perfekt ins Rampenlicht zu setzen. Vom Strauß-Walzer „Wo die Citronen blühn“ op. 364 führte der Weg mit der „Schlaraffen-Polka“ op. 179 von Bruder Joseph „ohne abzuschlaffen“ gedanklich ins Untergeschoß des Stiftungsgebäudes, in dem sich (was wenige Konzertbesucher ahnen) dieser Club in Salzburg trifft. Hieß es doch längst wie in vielen Lokalen „Küche aus!“ Deshalb wurde Keller samt Bar für einen von Herb Berger arrangierten „Caribbean Cocktail“ geöffnet, in dem sich die Camerata wie schon in vergangenen Jahren auch veritabel von Jazz angehaucht deklarieren durfte und konnte.

„Wein, Weib und Gesang“ op. 333 von Johann Strauß II als zweiter Walzer bedeutete den offiziellen Schlusspunkt, dem nach stürmischem Beifall mit einem weiteren musikalischem Scherz, dem „Perpetuum mobile“ op. 257 ein Nicht-Aufhören-Sollen an Zugaben förmlich vorgezeichnet wurde.

Bild: Camerata / Christian Schneider

 

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