Mein liebster Bach
CHRISTUSKIRCHE / BACHWERKVOKAL
12/02/24 Mein Liebster war das Motto des stimmungsvollen Konzerts des famosen Ensembles BachWerkVokal in der Christuskirche. Um den liebsten Jesus kreiste das Programm mit Kantaten und Choralvorspielen von Johann Sebastian Bach, der natürlich auch der liebste Komponist der hochkarätigen Gruppe von Gordon Safari ist.
Von Gottfried Franz Kasparek
In der Kantate Meinen Jesum lass ich nicht BWV 124 heißt es zum Beispiel „... so erfordert meine Pflicht, klettenweis' an ihm zu kleben“, was ein wenig den aktuellen Faschingssonntag in die geradezu brünstig religiöse Atmosphäre der barocken Texte voll „süßer Himmelsehren“ und schier endloser Jesus-Verehrung bringt. Es war die große Kunst des Thomaskantors, solche Stilblüten erträglich zu machen, mit seiner mitunter fast „swingenden“ Klangsprache. Und es ist die große Kunst des charismatischen Kapellmeisters und Organisten Gordon Safari, mit ebenso präziser wie hingebungsvoller Energie die kleine, feine Besetzung zu Höchstleistungen zu animieren.
Kantaten also, gespielt am Sonntag (11.2.) passend zum Kalender des Kirchenjahrs. Das zehnköpfige, sensible Instrumentalensemble mit dem auch als Solist fulminanten Konzertmeister Martin Osiak an der Spitze und vier weiteren Streichern, zwei Oboen, Fagott, einmal dem nur bei Bach dokumentierten, rekonstruierten Corno da tirarsi („Horn zum Ziehen“) und Cembalo macht edle Kammermusik, die in manchen Brennpunkten durchaus orchestrale Wirkung entfalten kann.
Jede und jeder des Ensembles wird auch solistisch gefordert. Das Besondere an der Sache ist, wie klar und zwingend sich der Klang entfaltet, mit alten Instrumenten, historisch exakt formuliert, doch ohne jegliche Trockenheit und Askese. Und wie innig sich die Instrumente mit den Stimmen verbinden.
In der Kantate Liebster Jesu, mein Verlangen BWV 32 gibt es ein veritables „Liebesduett“ zwischen Sopran und Bass, welches von Zsófia Szabó und Brett Pruunsild balsamisch gesungen wird. Beide und die rein artikulierenden Tenöre Konstantin Igl und Alexander Hüttner, die hell jubelnde Sopranistin Electra Lochhead, die weichen Altstimmen von Sabine Rechberger und Ilia Marinescu sowie die bestens sekundierenden Bässe Elias Mädler und Nils Tavella ergeben auch im Chor ein stimmiges Ensemble.
Vielleicht liegt ein Geheimnis des Erfolgs von BachWerkVokal auch darin, dass man alle Mitwirkenden oft auch mit Musik von der Klassik bis zur Moderne erleben kann. So waren die Herren Igl und Pruunsild eben erst in der Mozartwoche auch als Rimsky-Korsakovs „Mozart und Salieri“ erste Wahl. Die besten Spezialisten und Spezialistinnen sind ja häufig diejenigen, welche gerne über den barocken Tellerrand schauen.
Zwischen den Kantaten gab es passend arrangierte und gesungene Choräle und einen hübschen Ausflug in Bachs weltliche Musik, nämlich zum Konzert in A-Dur für Oboe d'amore, Streicher und Basso continuo BWV 1055R, das Nicola Barbagli in schönster Partnerschaft form- und klangvollendet spielte. Die eineinhalb Stunden in der kühlen Kirche erwärmten die Seele. Gordon Safari und sein Ensemble sind Weltklasse und für Salzburg unverzichtbar.
www.bachwerkvokal.com
Bilder: BachWerkVokal / Sven-Kristian Wolf