Als wär‘s ein Stück von ihm
KULTURVEREINIGUNG / BELGIAN NATIONAL ORCHESTRA
23/02/23 Konzerte für zwei Klaviere gibt’s mehrere. Für Klavier zu vier Händen hingegen ist das Angebot, abgesehen von Carl Czerny oder Leopold Koželuh, eher dürftig. Das Klavierduo Silver-Garburg hat daher die Bearbeitung eines Brahms-Konzertes in Auftrag gegeben.
Von Horst Reischenböck
Unter der Leitung von Constantin Trinks begeisterte das Belgian National Orchestra und das Klavierduo Silver-Garburg also mit dem Konzert für Klavier zu vier Händen und Streichorchester in einer Bearbeitung des Klavierquartetts op. 25 von Richard Dünser aus dem Jahr 2018. Dem Mangel an Literatur für Klavier zu vier Händen abzuhelfen, baten Sivan Silver und Gil Garburg, die beide in Graz unterrichten, den befreundeten Vorarlberger Komponisten Richard Dünser um Hilfe: Dieser machte sich erbötig, für sie das Klavierquartett op. 25 von Johannes Brahms zu bearbeiten. Dünser, dessen von den Bregenzer Festspielen bestelltes Violinkonzert Benjamin Schmid eingespielt hat, rekonstruierte bereits aus Einzelsätzen Franz Schuberts eine Sinfonie E-Dur, arrangierte Werke von Domenico Scarlatti und Claude Debussy oder Deutsche Volkslieder ebenfalls von Johannes Brahms.
Das Brahms-Quartett op. 25 existiert bereits umfangreich orchestriert von Arnold Schönberg. Dünser war damit allerdings nicht glücklich und bediente sich für seine „Nachkomposition“ auch an Brahms‘ eigener Fassung für Klavier zu vier Händen. Dieser stellte er ein reines Streichorchester als konzertierenden Partner zur Seite und transponierte die Grundtonart von g-Moll nach c-Moll. So schuf er ohne große Eingriffe, als wär’s ein Stück von ihm, eine subtil tönende, leichsam groß disponierte Kammermusik-Version, der höchstens gelegentlich Holzbläserklänge als zusätzliche Farbtupfer abzugehen dünken.
Silver-Garburg, die das Werk in dieser Gestalt erstmals Salzburg präsentierten, stiegen zunächst solistisch ein und hellten den elegischen Grundgehalt des eröffnenden Allegro während des Intermezzos geringfügig auf. Im Andante vertauschten sie vorerst ihre Rollen zur Begleitung der satt klingenden Streicher. Das finale Rondo mit seinen mitreißenden Zigeuner-Anklängen bot den beiden Pianisten dann endlich auch Gelegenheit zu zündendem virtuos pianistischem Feuer. Als Zugaben reichten sie Brahms‘ berühmten Walzer As-Dur op. 39/15 nach.
Danach widmeten sich Constantin Trinks und das blendend disponierte Brüsseler Orchester, dem einst Michael Gielen oder Walter Weller vorstanden, der abwechslungsreichen Folge der Enigma Variationen op. 36 von Sir Edward Elgar.Elgar war wie Brahms ein Meister der Variation und die Enigma-Variationen sind sein Meisterstück in dieser Technik. Dabei klingen sie gar nicht technisch, sondern mitunter vergnüglich, mitunter poesievoll, oft mächtig aufrauschend. Die einzelnen Widmungen an Zeitgenossen sind, bis auf eine, entschlüsselt, ihre zugrunde liegenden Charaktere jedoch kaum mehr nachvollziehbar. Rein absolut-musikalisch betrachtet, bieten die Variationen jede Menge instrumental auszuschöpfender Feinheiten, denen sich die einzelnen Klanggruppen engagiert hingaben. Besonders sind hervorzuheben die Soli von Klarinettisten und erstem Celisten, aber auch das Hornquartett. Besonders eindrücklich – die fast überirdisch transzendente, schwebende Stimmung in der Nimrod-Variation, in der die Zeit förmlich still stand. Schade, dass die Gäste für den Beifallsjubel dann keine Zugabe mehr im Angebot hatten.
Heute Donnerstag (23.2.) stehen wieder Brahms und Elgar auf dem Programm des Konzerts im Großen Festspielhaus, morgen Freitag (24.2.) sind es Britten und Mozart – www.kulturvereinigung.com
Bilder: KV / Leopold