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„Ehrlich, bemüht und überlebenswillig“

HINTERGRUND / KINDERORCHESTER (1)

08/02/23 „So bedauerlich und unverständlich die Situation auch ist – ich habe beim Lesen der Berichte und Kommentare der letzten Tage doch den Eindruck bekommen, als ob es außer Mozart-Kinderorchester und Landesjugendorchester in Salzburg keine anderen Orchester und Alternativen gäbe“, schreibt Stephan Höllwerth angesichts der aufgebrandeten Debatte um Nachwuchs-Orchester in Salzburg und „möchte hier widersprechen“.

Von Heidemarie Klabacher

Stephan Höllwerth leitet selbst das Diabelliorchester Musikum Seekirchen und das Generationenorchester Musikum Salzburg. „Es gibt angefangen vom Musischen Gymnasium, über Bach's New Generation Jugendorchester der Salzburger Bachgesellschaft, das Kinderorchester der Philharmonie Salzburg und nicht zuletzt die Orchester im Rahmen des Musikum landesweit eine Vielzahl von Bemühungen, Projekten und Initiativen, die beachtet sein wollen“, betont der Dirigent und Orchesterpädagoge. „Nicht alle auf Topniveau, aber ehrlich, bemüht und überlebenswillig.“

Höllwerth selber hatte allein in der vergangenen Woche zwei Konzerte mit seinen beiden Musikum-Orchestern: „Nicht im Mozarteum. Aber in zwei Salzburger Altenheimen. Ohne Budget, aber mit viel Herzblut. Ohne Perfektion, aber mit viel Einsatz aller Beteiligten.“ Vielleicht sei auch „so etwas“ wert, einmal erwähnt zu werden, sagt Höllwerth. „Darstellungen und Befindlichkeiten der Hochkultur“ werden seiner Ansicht nach in Salzburg „bereits genügend Raum und Aufmerksamkeit geschenkt“.

Die Konzerte zweier Musikum-Orchester seien Ende Jänner zufällig zeitlich zusammen gefallen: Am 28.Jänner spielte das Diabelliorchester Musikum Seekirchen in der Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg ein Solistenkonzert unter dem Titel „Patente Talente“. Auf dem Programm standen Werke von Telemann, Mozart, Skroup, Stamitz und Elgar. Solisten waren Ricarda Leimüller und Julia Friesenegger, Blockflöte, im Konzert e-Moll von Georg Phillip Telemann. Carla Berger war Solistin im ersten Satz des Konzerts für Violine und Streicher B-Dur KV 207 von Mozart. Sebastian Kersch war der Solist im Konzert B-Dur für Horn und kleines Orchester von Josef D. Skroup (1766-1830). Solistin im Konzert Nr. 3 C-Dur für Violoncello und kleines Orchester von Carl Stamitz war Anna Doll. Andreas Kronberger hatte den Solopart in Salut d’amour für Violine und Streichorchester von Edward Elgar übernommen.

Wir zählen das hier so pingelig auf, eben weil es auch die musikalische Jugend im Bundesland – darunter eben „patente Talente“ – verdient, einmal beim Namen genannt zu werden. Am 31. Jänner präsentierte das Generationenorchester Musikum Salzburg sein Semesterprojekt in der Seniorenheimkirche Nonntal. Unter dem Motto „Von Freuden und Schmerzen“ feierte diese musikalische Soirée den Geburtstag Franz Schuberts mit Werken des Jubilars, seines Vorbildes Mozart und seines „Erben“ Anton Bruckner. In zum Teil selten gespielten Raritäten glänzten neben den Musikern besonders die Solisten Claire Elizabeth Craig Sopran und Georg Hölscher Violine.

Stephan Höllwerth steht diesen beiden Ensembles seit mehr als zehn Jahren vor. Für Juni 2023 ist ein gemeinsames Projekt der beiden Orchester mit Werken von Beethoven und Mozart in Vorbereitung.

Selbst Salzburger Musikfreunden dürfte das Ensemble mit dem Namen Generationenorchester Musikum Salzburg nicht geläufig sein. Es ist aus der Musiziergemeinschaft Hopferwieser herausgewachsen, einem Beispiel für eine private Orchester-Initiative. Musikbegeisterte Mitglieder der Familie Hopferwieser bildeten vor über vierzig Jahren ein kleines Ensemble aus Familie und Freunden. Dem schlossen sich immer mehr Laienmusiker an. 1989 gründete Herbert Hopferwieser (1925-2018) daraus den Verein Musiziergemeinschaft Hopferwieser.

Das Orchester wurde von verschiedenen Dirigenten wie Lavard Skou Larssen sen., Boris Pirbin, Eberhard Staiger und anderen geleitet. Stephan Höllwerth übernahm es 2012. Nach dem Tod des Gründers Herbert Hopferwieser senior 2018 wurde daraus das Generationenorchester Musikum Salzburg. Der Name sagt es schon: Neben erfahrenen Erwachsenen spielen jugendliche Orchesterneulinge.

Auch das Diabelliorchester Musikum Seekirchen lebt von solchen fruchtbaren Wechselwirkungen. Es wurde 1990 von Michael Seywald gegründet und lädt neben Musikschülern auch Hobbymusiker jeglichen Alters zum gemeinsamen Musizieren ein. „Schnell erlernbare Stücke sowie kleine Herausforderungen ergeben eine spannende Mischung“, heißt es im Webauftritt.

Bei solchen Ensembles ist immer auch die Finanzierung ein Thema. Das Generationenorchester Musikum Salzburg ist als Verein organisiert, 120 Euro kostet der Jahresbeitrag für jedes Mitglied. Wir zitieren von der Website: „Das Generationenorchester kann österreichweit ohne Zweifel als einzigartige Institution im Kreis der Laienorchester bezeichnet werden. Das Besondere ist der familiäre Rahmen, das gemeinsame Musizieren von Hobbymusikern aller Altersklassen und der freie, nicht an besondere instrumentale Fähigkeiten geknüpfte Zugang. Die professionelle Leitung durch Dirigent und Konzertmeister ermöglicht es den Musikern, ihre Fähigkeiten stetig weiterzuentwickeln.“

diabelli.webnode.at; musiziergemeinschaft-hopferwieser.at
Bilder: www.phantes.at / Andreas Kerle (2); musiziergemeinschaft-hopferwieser.at (1); diabelli.webnode.at / Greg Larsen (2)
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