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Die Einladung zum Jazz-Flanieren

HINTERGRUND / JAZZ & THE CITY

05/10/16 Keine Zählkarten sind heuer für „Jazz & The City“ notwendig. Damit wollen die Betreiber – Tina Heine als neue künstlerische Leiterin und der Altstadtverband – noch mehr dazu animieren, Neues zu entdecken. Das Festival mit 118 Konzerten an fünfzig Locations dauert von 19. bis 23. Oktober.

Von Reinhard Kriechbaum

Der Salzburger Jazzherbst kam Salzburgs Marketing-Chefin Inga Horny ja einst vor „wie ein Alien, der in der Stadt landet“. Für sie, die eine Nahebeziehung zu diesem Musikgenre hat, ist Jazz eben etwas, das näher an den Bewohnern sein sollte. Drum gründete sie vor siebzehn Jahren „Jazz & The City“. Unter neuer künstlerischer Leitung – Tina Heine ist das erste mal für die heuer 118 Veranstaltungen künstlerisch verantwortlich – soll „Jazz & The City“ wieder genau auf diesen Ursprung zurück weisen: „Das Flanieren war ja die ursprüngliche Intention.“

Das Programm des Festivals von 19. bis 23. Oktober wurde heute Mittwoch (5.10.) an ungewohntem Platz vorgestellt, im Stiftskeller St. Peter. Die neue Intendantin hat ja in den letzten Monaten die Stadt erkundet. Hier, im Stiftskeller St. Peter (genau gesagt: im Gewölbe beim Eingang) „war ich schwer beeindruckt von der Architektur, der Aura – ein Kraftort!“ Da also wird das Omer Klein Trio spielen und die junge Sängerin Charenée Wade hat auch ein Konzert.

Überhaupt hat sich die neue Jazzherbst-Leiterin recht genau umgeschaut in der Stadt. Nach Veranstaltungsorten natürlich: „Ich habe selbst ein Restaurant in Hamburg, ich weiß, was es für ein Aufwand ist, ein Konzert zu veranstalten.“ Sie habe „auch geschaut, was passiert in anderen Genres“, erklärt sie voller Salzburg-Neugier.

Eine Strategie ist, „Kapazitäten an parallelen Orten zu verstärken“ (bei gestaffelten Beginnzeiten, „damit das Publikum sich treiben lassen kann“. Zählkarten sind heuer überhaupt abgeschafft, es soll keine Barrieren mehr geben.

Eine inhaltliche Strategie, die vielleicht auch die Neugier des Publikums weckt: Künstler sind länger da und treten mehrmals, auch in unterschiedlichen Formationen auf. So treffen der Schweizer Julian Sartorius und sein Kollege Edward Perraud aus Frankreich zwei Mal als Drum-Duo aufeinander, und solo tritt Sartorius im Hoten Blaue Gans auf. Bei einem „Klangrundgang durch die Altstadt“ ist er auch dabei. „Ich habe Julian Sartorius eine Carte blanche gegeben“, sagt Tina Heine übers Drum-Duo: „Wir wissen nicht, was draus wird.“ Sie wolle in dem Festival jedenfalls „Jazz so zeigen, wie er heute ist, in seiner gesamten Breite“.

Die Sängerin Yvonne Mwale aus Senegal tritt drei Mal an unterschiedlichen Orten auf, ebenso of der Luxemburger Vibraphonspieler Pascal Schumacher. Eine anregende Sache versprechen die drei Jam-Sessions im Sternbräu zu werden, wo man Salzburger und internationale Künstler zusammen bringen möchte.

Eine Strategie: „Jazz & The City“ soll sich weniger um die Kavernen und das republik abspielen, sondern „mehr im Stadtraum“, sagt Inga Horny. Am Donnerstag (20.10.) liege der Akzent im Andräviertel, tags darauf im Kaiviertel und am Samstag (22.10.) in der rechten Altstadt.

Die eine oder andere Weltpremiere im Programm: Hamilton de Holanda improvisiert gemeinsam mit Rolf Kühn, Céline Rudolph lädt zur Ménage á Trois den Bassisten Stephan Braun und den Vibraphonisten Pascal Schumacher. Für Bewegung sorgt sicherlich auch die Hamburger Techno-Marching Band Meute, allesamt studierte Jazzmusiker, die derzeit die europäische Rock- und Popfestivallandschaft aufmischen und einmal zur Vormittagsstunde auf der Schranne, ein weiteres Mal vor dem republic aufspielen. Peter Evans' Trompeten-Solo-Konzert in der Andräkirche, die Sängerin und Multiinstrumentalistin Dom la Nena einmal in der Schlosserei Wieser ein andermal in der Kollegienkirche – man ist einfallsreich in der Wahl der Locations.

Zum Finale tritt das Erik Truffaz Quartet im Salzburger Landestheater auf, und Daniel Herskedal bläst im Solitär der Universität Mozarteum seine Tuba. Aber erstmal muss es überhaupt losgehen: Das tut es mit dem Orchestre National de Jazz und später am Abend mit dem Engländer Ian Shaw mit seinem Trio am 19.10. im republic. Allein ist Ian Shaw am selben Abend zuvor im Sternbräu zu erleben.

Das Programmheft ist imponierend umfangreich. Und es sind über fünfzig Veranstaltungsorte.

Jazz & The City, von 19. bis 23.10. – www.salzburgjazz.com
Bilder: Altstadtverband / wildteam (1); www.salzburgjazz.com (3)
Zum DrehPunktKultur-Porträt Tina Heine
Andere Welten, „aber alles ist Jazz“

 

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