Historisch und doch so modern!
HÖRVERGNÜGEN / BEZUIDENHOUT / BEETHOVEN
17/04/20 Eine CD kaufen gehen? Geht jetzt wieder. Wir haben den Salzburger CD-Händler Andreas Vogl gebeten, unseren Leserinnen und Leser einige seiner Lieblings-CDs vorzustellen.
Heute empfiehlt er: Kristian Bezuidenhout spielt Beethoven
Von Andreas Vogl
Welches Werk verbinden Sie spontan mit „Beethoven“? Die Neunte? Fidelio? Oder assoziieren Sie gleich das Instrument Klavier? Bei mir ist es so: Das Klavierkonzert Nr. 5, op. 73 Es-Dur ist jenes, welches ich als Kind in der Familie auf CD mitgehört und seit dem lieben gelernt habe. Das fünfte Klavierkonzert und die dritte Sinfonie sind übrigens jene beiden Stücke Beethovens, die ich meine, am besten zu kennen.
Oder doch nicht? Denn die neue Aufnahme des fünften Klavierkonzertes, auch bekannt unter dem Titel Emperor mit dem Südafrikanischen Spezialisten für Hammerflügel jeder Art und historisch informierten Klang Kristian Bezuidenhout, stellt Hörgewohnheiten auf den Kopf und ist dabei so ohrenöffnend!
Auf der ersten veröffentlichten CD der Gesamteinspielung aller Klavierkonzerte Beethovens inklusive der Chorfantasie zusammen mit dem Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Pablo Heras-Casado bei harmonia mundi wird uns gezeigt, wie Beethoven am Genre des Solo-Konzerts arbeitet und seinen Werkaufbau vom mozart-inspierten Dialog des Klaviers mit dem Orchester hin zu einer groß-gebauten Sinfonie mit Klavier entwickelt.
Am auffälligsten wird das beim Hören in der Kombination mit dem frühen Konzert Nr. 2 op. 19 B-Dur, welches chronologisch-editorisch eigentlich die Nr 1. wäre. Bezuidenhout zeigt hier ganz besonders in den ersten Sätzen die Unterschiede in der Behandlung des Soloinstruments: Während, der Solist im Zweiten bereits in der orchestralen Einleitung in bester Mozart-Manier als Klangunterstützer mit-agiert und sich erst danach als inspirierter Dialogpartner vorstellt, beginnt er das Fünfte gleich in medias res. Peter Gülke im Beitext nennt es „präpotent“ - mit diesen berühmten Klavierkaskaden, die, wie ich als Nicht-Spieler urteile, jeden Pianisten gewaltig fordern und gleichzeitig das größte Glück bedeuten müssen, sie spielen zu dürfen.
Bezuidenhout versteht es glänzend, den Klang des Fortepianos (es ist ein Conrad Graf von 1824) so einzusetzen, dass die historische Artikulation trotzdem die absolut moderne Behandlung des Klaviersatzes von Beethoven hörbar macht. Wir warten gespannt auf die Fortsetzung!
Beethoven Klavierkonzerte 2&5: Kristian Bezuidenhout (Fortepiano). Freiburger Barockorchester/Pablo Heras-Casado. harmonia mundi HMM902411 - Erhältlich in der MyHomeMusic Lounge (Universitätsplatz 6) oder per Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bild: privat