Nicht für alles lässt sich „einspringen“
MOZARTWOCHE / ELIAS STRING QUARTET
02/02/16 Die letzte Matinee bei der Mozartwoche zeigte einmal mehr: Einspringen kann Risiken mit sich bringen. Veronika Hagen hat sich verletzt, das Hagen Quartett musste absagten. Das Elias String Quartett aus England ist mit fast identischem Programm eingesprungen – und überzeugte nicht restlos.
Von Horst Reischenböck
Sie musizieren seit bereits 18 Jahren miteinander und traten auch bereits in Salzburg bei der Stiftung Mozarteum auf: Sara und Marie Bitlloch sowie Donald Grant und Martin Saving, die in Manchester zum Elias String Quartet zusammen fanden. Ihre Vita weist sie als Studenten des Alban Berg Quartetts aus, und sie berufen sich u. a. auf den Einfluss vom gleichfalls renommierten Amadeus Quartett.
All das hat aber in der Interpretation von Mozarts Streichquartett A-Dur KV 464 (dem vorletzten der sechs „Haydn-Quartette“) wenig Spuren hinterlassen. Das Ensemble klang über weite Strecken einfach zu kopflastig: Primgeigerin Sara Bitlloch, von der die Impulse auszugehen scheinen, legte von Beginn an ausdrucksstark ihr fast alleiniges Augenmerk auf die lichtvollen Momente. Die Variationen im Andante, nur einmal kurz vor Ende Moll getrübt, kultivierte sie ausufernd zu einem Sterben in Schönheit. Ihre Mitstreiter boten dem erstaunlich wenig Widerpart. Zudem verschenkte die Cellistin Marie Bitlloch schlichtweg jene aufmüpfigen Trommeleffekte, die Mozart einst zur Ausführung durch Kollegen Jan Vanhal dessen Part hinein komponiert hat.
Die Wahl von ausgerechnet diesem Mozart-Quartett schwang indes ideal einen gedanklichen Bogen zu den folgenden Werken: Wurde doch Beethoven dadurch zu seinem eigenen Streichquartett op. 18/5 derselben Tonart angeregt, während das Studium von Beethoven wiederum den jungen Mendelssohn anregte. Felix Mendelssohn Bartholdy – im Zentrum der am Sonntag (31.1.) zu Ende gegangenen Mozartwoche 2016 – war erst 18 Jahre alt, als der das erstaunliche Streichquartett a-Moll op. 13 geschrieben hat. An diesem Meisterstück wusste sich das Elias String Quartett schon mehr zu erwärmen. Da korrespondierte Donald Grant am zweiten Pult wesentlich engagierter mit der ersten Stimme und auch Martin Saving an der Viola brachte sich vor allem im Adagio klangschön und nachdrücklich ins Geschehen ein. Reizvoll auch wie die Vier das Intermezzo formuliert haben, das in den Allegretto-Teilen fast wie eine Vorwegnahme Tschaikowskis wirkte.
Eineinviertel Stunden konzentrierte Leistung der Ausführenden kostete übrigens auch Substanz beim Publikum. Etliche Zuhörer sind in der Pause gegangen und haben damit auf die verblieben gut zwanzig Minuten von Robert Schumanns Streichquartett a-Moll op. 41/1 verzichtetet. Dabei hat gerade dieses Werk dem Elias String Quartett Gelegenheit geboten, auf Augenhöhe mit der Vorlage seine Qualitäten einzubringen. Für den Applaus bedankten sich die Briten mit zwei Melodien aus Donald Grants Heimat Schottland.