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Die Romantik in der Klassik

MOZARTWOCHE / CAPPELLA ANDREA BARCA

24/01/16 Musik von Mozart und Mendelssohn zu verbinden, ist sinnvoll, erhellend, spannend und nicht zuletzt unterhaltsam. So geschah es in den Matineen am Wochenende (23./24.1.) im Großen Saal des Mozarteums. András Schiff, jetzt ein Sir, und seine Cappella Andrea Barca sind die geeigneten Fährleute für solch ein Unternehmen.

Von Gottfried Franz Kasparek

Zwei Symphonien vor, zwei Klavierkonzerte nach der Pause. Mendelssohn quasi im Zentrum, Mozart rund herum. Mozart, der seinem Vater anno 1781 voller Begeisterung schrieb, er habe in Wien für die Aufführung der Symphonie in C-Dur KV 338 „40 Violin, 10 Bratschen, 10 Contre Bassi, 8 violoncelli und 6 fagotti“ gehabt und „die blaß=Instrumente alle doppelt“. Die ist nur eine der vielen Nachrichten über erstaunliche Besetzungen aus alten Tagen, welche die asketische Partei des Originalklangs geflissentlich übersieht. Die Komponisten waren damals alle glücklich, wenn sie endlich einmal einen volleren „Sound“ erzeugen konnten. Die Besetzung der ritterlichen Barke entspricht zwar nicht solchen Massen, ist aber der Saalgröße mit zum Beispiel immerhin „16 Violin“ gut angepasst, Und Kapitän Schiff steuert die wirbelnde Fahrt mit kantablem Zwischenspiel bei guter See sicher in den Hafen.

Zum ersten Höhepunkt wurde freilich die Aufführung der unglaublich genialen 9. Streichersymphonie des anderen Wunderkinds. Was der 13jährige Felix da zu Papier gebracht hat, voll von Begeisterung für Natur und Volksmusik der soeben bereisten Schweiz, ist durch und durch klassisch konzipiert samt geschickt hineinmontierten barockisierenden Fugati. Und doch sind die Tore der Romantik weit geöffnet. Etwa in der zauberhaften Elfenmusik mit Jodlerintermezzo im Scherzo, im doppelbödigen, brodelnden, in jedem Takt überraschenden Finalsatz. Bewundernswert, was András Schiff da an feinsten Nuancen, eleganter Phrasierung und pulsierender Dramatik herausholte. Und wie sein Elite-Kammerorchester dies mit Gefühl und Perfektion zum Klingen brachte.

Nach der Pause saß der Maestro am Bösendorfer – wie schön, wärmerem, sinnlicherem Klavierklang im Großen Saal lauschen zu dürfen! Zwischendurch sprang er auf und befeuerte die Seinen und hatte überhaupt alles im Griff, auch die dahinperlenden Noten Mendelssohns, dessen Zweites Klavierkonzert ein brillantes Stück bester Unterhaltungsmusik ist. Dann der zweite Höhepunkt – Mozarts d-Moll-Konzert KV466. Nicht allzu sehr mit dem Blick zurück interpretiert, sondern vor allem mit der Vision des Neuen, die Wolfgang Amadé sicher auch hatte, bewusst oder unbewusst. Wie es Markus Hennerfeind im sehr lesenswerten Programmartikel heraushebt – „Mozart führte das Genre auf eine neue Stufe, ja er brachte das Drama in das Klavierkonzert…“ Angefangen von der mächtigen Ouvertüre über die scharfen Kontraste des Kopfsatzes und die gar nicht liebliche, oft düster gefärbte Romance bis zur Erlösung im strahlenden Licht des Finales gestaltete Schiff ein aufregendes, emotionales, energievolles Panorama, technisch souverän und wundersam erfühlt in jedem Ton. Großer Jubel, zu Recht!

Bild: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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