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Große Gefühle zum Abschluss

MOZARTWOCHE / INSULA ORCHESTRA, LAURENCE EQUILBEY

02/02/15 Das letzte Konzert der Mozartwoche am Sonntag Abend (1.2.): Laurence Equilbey dirigierte das Insula Orchestra und den ebenfalls von ihr gegründeten Chor „Accentus“.

Von Horst Reischenböck

Die in ihrer Heimat vielfach geehrte Dirigentin Laurence Equilbey, die bei Nikolaus Harnoncourt und Eric Ericson studierte, debütierte 2012 bei den Salzburger Festspielen vor der Camerata. Im selben Jahr gründete sie das Insula Orchestra, um zusammen mit dem von ihr schon elf Jahre zuvor ins Leben gerufenen Accentus Chor großformatige Werke zu interpretieren: Aufhorchen ließ jüngst doe Einspielung von Wolfgang Amadé Mozarts Requiem. Hat sich Franz Xaver Süßmayr bei dessen Komplettierung an die Messe C-Dur KV 317 erinnert? Mozart verklammerte der „Krönungsmesse“ thematisch Anfang und Ende. Ihm maß Equilbey mehr Nachdruck bei, indem sie den Schluss einmal nicht nur federnd verdämmern ließ, sondern bewusste Festlichkeit vermittelte. Erstklassig artikulierte der Chor, der seinen Part exzellent umgesetzt und wortdeutlich deklamiert hat. Effektsicher die bewusste Wiederholung der Textzeile „Credo in unum Deum“ auf dessen Amen-Fuge nach dem immer wieder emotional berührend kurzen Passus von Jesu Leiden und Begräbnis.

Bewusst theatralisch? Im 19. Jahrhundert hat man solche Kirchenmusik als zu verweltlicht angesehen und deshalb für den sakralen Gebrauch eher abgelehnt. Doch wer mag sich schon der Anrufung des Lammes Gottes durch den Sopran zu entziehen? Vor allem, wenn das „Agnus Dei“ so verinnerlicht wie von Julie Fuchs gesungen wird. Mit Marianne Crebassa einfühlsamem Mezzo und dem tenoral geschmeidigen Benjamin Hulett, sowie dem anschmiegsam artikulierenden Bass von Johannes Weiser war da ein auf seine Weise fast unübertreffbares Solistenquartett beisammen.

Das schlug den Bogen von Moll nach Dur. Beschloss doch vor der Pause Franz Schuberts Sinfonie Nr. 4 c-Moll D 417 die  zyklische Aufführung.

Hier hat das voluminöser besetzte, auf Originalinstrumenten musizierende Insula Orchestra seine Meriten voll ausgespielt. Die Vierte ist natürlich kein „tragisches“ Opus (als das man sie später bezeichnete). Sie ist aber auch keineswegs „kein Meisterwerk“, wie sie der Schreiber des englischen Programmheftbeitrags abqualifiziert. Dafür ist sie hochdramatisch: Das beschwörte Laurence Equilbey mit elektrisierender Zeichengebung schon im fast chaotisch bedeutungsschweren Adagio molto zu Beginn des ersten Allegro. Ähnliche Ausweglosigkeit bestimmt auch das Finale, grandios, beeindruckend wirkungsvoll. Was vorherrscht, besonders im Andante und hier besonders einfühlsam und tonschön vermittelt, ist die Schubert-eigene Melancholie, aus deren Stimmung das Menuett geradezu unwirsch herausriss.

Marc Minkowski, der Künstlerische Leiter der Mozartwoche, überreichte zuletzt persönlich die Blumen. Dann überraschten die Streicher noch mit einer Rarität als Zugabe, mit dem „Geistlichen Marsch“ aus Ludwig van Beethovens Bühnenmusik zu „König Stephan“.

Bild: ISM / Wolfgang Lienbacher  

 

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