Ein Meister der feinen Klänge
MOZARTWOCHE / BEZUIDENHOUT
27/01/15 Nach Fazil Says Mozart-Expressionismus nun also am Montag zur selben Nachmittagsstunde Kristian Bezuidenhouts Mozart-Feinzeichnung. Eine andere Klangwelt – und in Mozarts Kosmos ist beides vorhanden und beides erhellend. Es gibt nicht nur eine Wahrheit in der Musik.
Von Gottfried Franz Kasparek
Der Fortepiano-Ästhet aus Südafrika spielt auf der Kopie eines Rosenberger-Flügels aus der Werkstatt des Robert Brown. Ein edles Hammerklavier ist dies, auf dem balsamische Schönheit möglich wird. Alles ist hörbar, auch wenn in der Aula akustische Grenzen erreicht werden. Der Tanzmeistersaal wäre wohl der ideale Ort dafür, doch der ist zu klein, obwohl diesmal fast ein Drittel der Sitze leer blieb. Und immer wieder stellt sich die Frage, warum in der Aula vor einer hässlichen weißen Wand gespielt werden muss, mit einer Garagentür in der Mitte. Könnte man nicht den Saal wieder in seinen Originalzustand „umdrehen“? Doch verbaut ist verbaut, auf viele Jahre hinaus. So wirkte Bezuidenhout, auch als Typus das gerade Gegenteil Says, adrett und korrekt, ein wenig jungenhaft und fast asketisch vor seinem zarten Instrument. In der Ecke dräut schwarz der Steinway.
Die Es-Dur-Sonate KV 282 am Beginn, ein sanfter Gruß aus München 1775, wurde von Beziudenhout akkurat und bei aller Zurückhaltung nuancenreich aus den Tasten gezaubert. Das Andante cantabile der folgenden C-Dur-Sonate KV 330 hatte tatsächlich etwas strömend Belcanteskes, poesievoll Schmeichlerisches, umgeben von perfekter Hurtigkeit, im Finalsatz mit ein paar gezielten, schärferen Akzenten überraschend. Denn Bezuidenhout ist kein bloßer Tastenstreichler, sondern ein profunder Musikdenker, der in seinem Spiel schön perlende Oberflächen mit pointierten Verzierungen und oft hintergründigen Tiefen vereint.
In die Wiener Reifezeit Mozarts führte der zweite Teil. Die so genannte „leichte“ Sonate in D-Dur KV 576 für die Preußenprinzessin Friederika ist ja alles andere als leicht. Erstens waren aristokratische Dilettantinnen mit viel Zeit zum Üben anno dazumal nicht zu unterschätzen, zweitens ist das Stück eines jener melodischen und kontrapunktischen, formal strengen und gleichzeitig höchst phantasievollen Meisterwerke, die Mozart wahrlich wie kaum ein anderer konnte. Auch Bezuidenhout vermochte hier, Expressivität zu erspielen, leise, innige, doch selbstbewusste Aussagekraft, mit lyrischen Ausblicken in die Romantik. Am Ende kam dann die B-Dur-Sonate KV 570 in all ihrer grandiosen Volkstümlichkeit und wiederum mit gesanglichen Höhepunkten. Sehr herzlicher Applaus, natürlich mit Mozart bedankt.